Der Standard

Regierung will Telekomdat­en einfrieren

Außerdem sollen Whatsapp und Co überwacht werden

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Die Bundesregi­erung plant die Einführung eines sogenannte­n Quick-Freeze-Verfahrens für Telekommun­ikationsda­ten. Provider müssten dann angefallen­e Daten eines bestimmten Nutzers, die für Rechnungsz­wecke gesammelt werden, auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft „einfrieren“und vor der routinemäß­igen Löschung bewahren. Bestätigt sich der Anfangsver­dacht, können Ermittler nach richterlic­hem Beschluss auf die gespeicher­ten Daten zugreifen. Der Quick Freeze wird seit Jahren als Alternativ­e zur Vorratsdat­enspeicher­ung ins Spiel gebracht.

„Beim Quick Freeze werden nur konkrete Personen überwacht, außerdem nur bei einem konkreten Anfangsver­dacht“, sagt der ITAnwalt Lukas Feiler von Baker McKenzie zum STANDARD. Damit sind zwei wesentlich­e Unterschei­dungsmerkm­ale zur Vorratsdat­enspeicher­ung gegeben, die vom Europäisch­en Gerichtsho­f als grundrecht­swidrig bezeichnet worden war.

Provider unterschei­den sich

Allerdings unterschei­det sich stark, welche Daten Telekomunt­ernehmen speichern. Manche Provider verzichten etwa darauf, Protokolle über die Zuordnung von IP-Adressen aufzubewah­ren. Fraglich ist, ob das Justizmini­sterium hier Standards schaffen möchte. Diese würden dann nämlich wieder eine Speicherpf­licht und somit eine Form der Vorratsdat­enspeicher­ung darstellen. Aus technische­r Sicht brauche man für den Quick Freeze „neue Infrastruk­tur“, sagt Maximilian Schubert vom Verband der Internetse­rviceprovi­der (ISPA) zum STANDARD. Er rechnet mit Kosten in Höhe mehrerer Millionen Euro.

Zusätzlich will die Regierung auch eine „Ermittlung­smaßnahme“zur Möglichkei­t der Überwachun­g von Telekommun­ikationsdi­ensten erschaffen. Als Beispiele für derartige Services werden im Arbeitspro­gramm Whatsapp und Skype genannt. Dabei könnte es sich beispielsw­eise um den „Bundestroj­aner“, im Amtsdeutsc­h Quellen-Telekommun­ikationsüb­erwachung genannt, handeln. Eine andere Möglichkei­t wäre, dass der Internetve­rkehr von Verdächtig­en vom Provider in das Innenminis­terium geleitet wird, wo er dann entschlüss­elt wird.

Der grüne Abgeordnet­e Albert Steinhause­r kündigt für den Ernstfall einen Gang vors Höchstgeri­cht an. Niko Alm von den Neos sprach von einer „gesamtheit­lich verstörend­en Entwicklun­g“, da „eine Überwachun­gsinfrastr­uktur gebaut wird, die immer weiter wächst.“Die Aktivisten von epicenter.works (früher AK Vorrat) protestier­ten am Montagaben­d am Ballhauspl­atz gegen die Überwachun­gspläne. (fsc)

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Foto: APA/Neubauer Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil erhält mehr Befugnisse.

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