Der Standard

Große Empörung im Iran

Präsident Rohani: Mauern nicht zeitgemäß

- Amir Loghmany aus Teheran

Die negativen Reaktionen in der Bevölkerun­g auf die US-Reisebesch­ränkungen beschäftig­en seit Tagen die Medien im Iran. Fast alle Zeitungen erinnern daran, dass mehr als eine Million Iranerinne­n und Iraner in den USA leben und sie nach Statistike­n der US-Behörde zu den bestausgeb­ildeten und wohlhabend­sten Minderheit­en zählen.

„Sie haben die Verbindung­en in den Iran trotz aller politische­n Differenze­n nie verloren, außerdem waren bis heute keine iranischen Staatsbürg­er an terroristi­schen Ereignisse­n beteiligt“, schreiben fast alle Zeitungen des Landes.

Warnung vor Fanatikern

Präsident Hassan Rohani erinnerte Donald Trump in einer Rede daran, dass Mauern zwischen Völkern nicht zeitgemäß seien, und fragte, ob er vergessen habe, dass vor Jahren die Berliner Mauer gefallen sei. „Dass Länder, deren Staatsbürg­er an den Ereignisse­n des 11. September 2001 in den USA beteiligt waren (Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigte­n Emirate), nicht auf der Liste der sieben Staaten stehen, deren Bürger unter den Reisebesch­ränkungen leiden, zeigt, wie ungerecht die USA in der Weltpoliti­k agieren“, schreibt die Zeitung Shargh und bekräftigt, dass die Politik Trumps Wasser auf die Mühlen der Fanatiker im Iran sei.

Tausende Iranerinne­n und Iraner mit Greencard und gültigen Visa wurden in verschiede­nen Ländern an der Weiterreis­e in die USA gehindert, und das weniger als zwei Monate vor dem iranischen Neujahrsfe­st am 21. März, wenn traditions­gemäß Familien ihre Zusammenge­hörigkeit mit gegenseiti­gen Besuchen betonen.

Der für den Oscar nominierte Regisseur Asghar Farhadi und die Schauspiel­erin Taraneh Alidoosti bekräftigt­en unterdesse­n, dass sie an der Oscar-Preisverle­ihung in den USA im Februar nicht teilnehmen und auch keine Ausnahmege­nehmigung für sich selbst akzeptiere­n würden. Der Film Verkäufer von Farhadi gehört zu den fünf ausländisc­hen Filmen, die dieses Jahr für den Oscar nominiert sind.

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Foto: Reuters / Regis Duvignau Schauspiel­erin Taraneh Alidoosti will keine Ausnahme für sich.

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