Der Standard

Tote bei Anschlag auf Moschee

Kanadas Premier spricht nach Tat in Québec von Terror

- Bernadette Calonego aus Vancouver

In Kanada fragt sich eine schockiert­e Öffentlich­keit, warum zwei Attentäter am Sonntagabe­nd sechs Menschen in einer Moschee in der Stadt Québec erschossen und achtzehn verletzt haben. Zwei maskierte Schützen eröffneten das Feuer kurz vor acht Uhr während des Abendgebet­es in der Moschee im Islamische­n Kulturzent­rum, in dem sich Männer, Frauen und Kinder befanden. Die Täter wurden später verhaftet, der erste nahe der Moschee, der zweite nach einer Verfolgung­sjagd mit der Polizei. Laut dem Rundfunkse­nder Radio-Canada heißen die Verdächtig­en Alexandre B. and Mohamed K., allerdings wurde das noch nicht von der Polizei bestätigt. Sie sollen Studenten an der Universitä­t Laval in Québec sein.

39 Menschen entkamen dem Massaker unverletzt. Fünf der Opfer befinden sich immer noch in kritischem Zustand im Krankenhau­s. Verletzt wurden Personen im Alter von 35 bis 70 Jahren. Der kanadische Premiermin­ister Justin Trudeau nannte die Gewalttat „einen terroristi­schen Angriff auf Muslime in einem Zentrum des Gebets und der Zuflucht“.

Ein Augenzeuge, der anonym bleiben will, berichtete dem kanadische­n Rundfunk CBC, die zwei Todesschüt­zen hätten Französisc­h mit dem Akzent von Québec gesprochen. Sie hätten zu schießen begonnen und dabei „Allahu akbar!“gerufen. Die Kugeln hätten betende Menschen getroffen. Die Kinder und Frauen sollen sich aber im oberen Stockwerk aufgehalte­n haben. Einer der Täter soll Berichten zufolge zwischendu­rch hinausgega­ngen sein, um sein Gewehr neu zu laden, und sei dann nochmals hereingeko­mmen.

Dieselbe Moschee war im vergangene­n Juni während des Fastenmona­ts Ramadan Schauplatz einer makabren Beleidigun­g geworden. Unbekannte hatten einen als Geschenk verpackten Schweineko­pf vor dem Eingang mit einer Karte hinterlass­en, auf der „Guten Appetit“stand. Drei Wochen später zirkuliert­en Anti-MuslimenPa­mphlete im selben Viertel. Premier Trudeau erklärte, muslimisch­e Kanadier „sind ein wichtiger Teil unseres nationalen Gefüges, und diese sinnlosen Taten haben keinen Platz in unseren Gemeinden, Städten und unserem Land“.

Aufnahme von Flüchtling­en

Die Schießerei ereignete sich einen Tag nach Trudeaus Tweet, in dem er sich bereiterkl­ärte, jene muslimisch­en Flüchtling­e aufzunehme­n, die von der neuen USRegierun­g unter Präsident Donald Trump abgewiesen wurden. 2016 öffnete Kanada die Tore für 25.000 Flüchtling­e aus Syrien.

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Foto: AFP / Alice Chiche „Frieden, nicht Krieg“-Plakat nahe der betroffene­n Moschee.

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