Die Schiene war des Rätsels Lösung
In der Vorsaison war Eisschnellläuferin Vanessa Herzog eine der weltbesten Sprinterinnen. In diesem Winter machte die 21-jährige Tirolerin plötzlich Rückschritte statt Fortschritten. Jetzt hat sie wieder Hoffnung.
Klagenfurt/Wien – „Ich war echt erleichtert“, sagt Vanessa Herzog. Am Sonntag wurde die 21-jährige Innsbruckerin beim Eisschnelllauf-Weltcup in Berlin Fünfte über 1000 m. Es war Herzogs mit Abstand bestes Saisonergebnis. Im vergangenen Winter war die Tirolerin, die damals noch Bittner hieß, konstant in die Top sechs gelaufen. In der Gesamtwertung über 1000 m, ihrer Spezialstrecke, hatte sie Rang vier belegt. In diesem Winter wollte sie einen weiteren Schritt nach vorne machen. Statt in Innsbruck trainiert sie nun in Heerenveen. Die Niederlande sind eine Eisschnelllauf-Macht. Auch privat ist Herzog umgezogen – nach Fellach (Kärnten). Im September heiratete sie ihren Manager Thomas Herzog.
Aber auf das private Hoch folgte ein sportliches Tief. Mit den Rängen 13, 17 und 18 startete die Sprinterin in die Saison. Im weiteren Saisonverlauf konnte sie sich nur minimal steigern. Die Ergebnisse und die Zeiten aus dem Vorwinter waren weiter weg als die Niederlande von Österreich. Herzog suchte nach Gründen für das Tief. Beinahe alles wurde infrage gestellt. Sogar die Trainerin Desly Hill. Die Australierin, die vom Inlineskaten kommt, coacht auch den 500-m-Olympiasieger von 2014, Michel Mulder.
„Wir haben versucht, alle Faktoren auszuschließen“, sagt Herzog. „Ich wusste nicht, woran es lag, wir haben viel herumprobiert.“Und jetzt, endlich, scheint des Rätsels Lösung gefunden: die Schiene. Herzog hatte mit Saison- beginn auf eine neue Schlittschuhschiene, die vor allem Herren verwenden, gewechselt. „Alle haben gesagt, die ist so gut.“Also wollte die Tirolerin sie ausprobieren. Aber für Herzog war sie offenbar nicht gut. „Ich bin dadurch nicht so sauber gelaufen.“
In Berlin wechselte sie wieder auf ihre alte Schiene. Und plötzlich lief es viel besser. Über 500 m wurde sie einmal Neunte und einmal Zehnte. Bei ihrem Rennen zu Platz fünf über 1000 m war sie um mehr als zwei Sekunden schneller als zu Sai- sonbeginn. Vor allem über ihre Spezialstrecke hatte sie sich davor schwergetan. „Ich habe schon daran gezweifelt, ob es meine beste Disziplin ist.“
Am Montag ist Herzog in Klagenfurt gelandet. Ein paar Tage verbringt sie in Kärnten. Sie fühlt sich wohl. „Ich versuche, so viel wie möglich daheim zu sein.“Konditions- und Krafttraining kann sie auch da machen. Zehnmal war sie in dieser Saison schon auf Trainingslager in Heerenveen. Dort übt Herzog mit Männern. Das ist ihr ziemlich recht. „Sie sind technisch besser und schneller.“
Am Anfang, sagt Herzog, sei sie mit dem „professionelleren Training“in Heerenveen überfordert gewesen. Mittlerweile kommt die mehrfache Juniorenweltmeisterin klar. Am Freitag fliegt sie nach Korea, wo eine Woche später die Einzelstrecken-WM beginnt. Herzog hofft auf einen Top-acht-Platz. Ende Februar folgt noch die Sprint-WM in Calgary. In einem Jahr steigen die Olympischen Spiele in Pyeongchang. Vielleicht wird Herzog bis dahin noch das eine oder andere ändern. Nur die Schiene will sie nicht mehr wechseln. „Da tue ich nix mehr um.“