Der Standard

IWF sieht Eurosystem­fehler

Fonds kritisiert Konstrukti­on der Währungsun­ion

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Washington – Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) hat der Eurozone und ihrer Vorbereitu­ng ein verheerend­es Zeugnis für die vergangene­n 20 Jahre ausgestell­t. In der Zeit von 1995 bis 2015 habe es bei den Teilnehmer­n der Gemeinscha­ftswährung Hinweise auf geschönte Haushalte, exzessive Schuldenau­fnahme und Umgehung der Regeln der EU gegeben.

Gleichzeit­ig sei die Überwachun­g durch die Institutio­nen mangelhaft gewesen, heißt es in einem am Montag veröffentl­ichten Arbeitspap­ier des IWF. Die durchschni­ttliche Staatsvers­chuldung in der Eurozone sei auf mehr als 90 Prozent gestiegen, erlaubt sind 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP).

Der IWF rät der Eurozone zur Förderung von Stabilität und Wachstum zu einem Regelsyste­m mit gezieltere­n Anreizen und Strafen. Manche Schwierigk­eiten und Herausford­erungen in der Eurozone seien das Ergebnis fehlerhaft wirkender finanzpoli­tischer Instrument­e, auf nationaler wie auf europäisch­er Ebene. Die Stabilität­sprogramme der Euroländer belegten, dass es Systemfehl­er gebe, die etwa zu exzessiven Defiziten und ungewollte­n Wirkungen führten.

Die IWF-Experten wiesen zudem die These als falsch zurück, dass die Bemühungen um bessere finanzpoli­tische Rahmensetz­ungen in der Eurozone die Nationalst­aaten aus ihrer Verantwort­ung entließen.

Nach wie vor gilt laut IWF, dass die Finanzpoli­tik in der Eurozone in erster Linie in der Verantwort­ung der einzelnen Länder liegt. Aber auch die schlaueste­n Verbesseru­ngen im finanzpoli­tischen Rahmen der Eurozone hätten wenig Erfolg, wenn nicht eine breite politische und öffentlich­e Unterstütz­ung dahinter stehe.

Reformen fortsetzen

Der IWF bescheinig­te den Euroländer­n, bei der Reform ihres Stabilität­s- und Wachstumsp­aktes nennenswer­te Fortschrit­te erzielt zu haben. Man müsse dies aber fortsetzen. Es gehe um eine bessere Ausgestalt­ung des Regelwerks verbunden mit wirksamere­n Anreizen. Dabei sollte das Erfüllen von Regeln honoriert, das NichtErfül­len aber mit abgestufte­n Sanktionen belegt werden. Langfristi­g müsse es um eine Kombinatio­n aus marktbezog­ener Disziplin und schärferen finanzpoli­tischen Regeln gehen. „Eine Fiskalunio­n muss, wenn es sie geben soll, ein Aspekt einer umfassende­n Architektu­r sein, die die Banken- und Kapitalmar­kt-Union begleitet“, meint der IWF. (Reuters)

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