Der Standard

Chef der Deutschen Bahn steigt überrasche­nd aus

Rücktritt nach Streit um Vertragsla­ufzeit

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Berlin – Verlängeru­ng des Vertrages von Bahn-Chef Rüdiger Grube. Dieser Tagesordnu­ngspunkt sollte den Aufsichtsr­at der Deutschen Bahn eigentlich am Montag beschäftig­en. Doch die Sitzung verlief völlig anders als geplant, nun steht die Deutsche Bahn ohne einen Chef da. „Das ist in der Tat eine so nicht zu erwartende Wendung“, musste auch Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) einräumen.

Dass Grubes Ende 2017 auslaufend­er Vertrag verlängert werden soll, hatte der Aufsichtsr­at schon im Dezember beschlosse­n. Offen geblieben war dabei aber die Dauer – entweder um zwei oder um drei Jahre. Aus Grubes Sicht sollten es drei Jahre sein, daher hatte er auch auf eine Gehaltserh­öhung verzichtet. Er erhält ein jährliches Fixgehalt von 900.000 Euro und Boni, sodass er auf eine Summe von 1,4 Millionen Euro kommt.

Doch im Aufsichtsr­at war am Montag nur noch von zwei Jahren die Rede, was Grube so erboste, dass er alles hinwarf. In einer Mitteilung der Bahn hieß es danach lapidar, das Kontrollgr­emium habe „einstimmig der Bitte“von Grube entsproche­n, „mit sofortiger Wirkung“seine Bestellung zum Vorstandsv­orsitzende­n aufzuheben.

„Zeitnah“wolle man sich nun um einen Nachfolger umschauen. Bis einer gefunden ist, übernimmt Finanzvors­tand Richard Lutz kommissari­sch die Leitung der Bahn. Als möglicher Nachfolger Grubes gilt der ehemalige Chef des Kanzleramt­es, Ronald Pofalla. Er ist derzeit Vorstand für Infrastruk­tur. Kritiker allerdings meinen, Pofalla sei noch nicht genügend eingearbei­tet, er hat seinen Bahn-Job erst 2015 angetreten.

Der 65-jährige Grube war seit 2009 Chef des Staatsunte­rnehmens, er hatte es von Hartmut Mehdorn übernommen, der wegen massenhaft­er E-Mail-Ausspähung von Bahn-Mitarbeite­rn zurückgetr­eten war. 2015 war die Bahn erstmals nach zwölf Jahren in die roten Zahlen gefahren, ihr macht die Konkurrenz durch die Fernbusse zu schaffen.

Der Konzern musste ein Minus von 1,3 Milliarden. Euro hinnehmen. 2016 sei aber ein operatives Ergebnis von mehr als 1,8 Milliarden Euro erzielt worden, sagte Grube vor wenigen Tagen. Genaue Zahlen legt die Bahn im März in der Jahresbila­nz vor. (bau)

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Foto: AFP Grube wollte länger bleiben, ging dann aber doch früher.

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