Der Standard

Unicredit langt bei HVB zu

Nach der Bank Austria rasiert Konzernmut­ter Unicredit auch ihre deutsche Tochter HVB. Sie soll drei Milliarden Euro als Sonderdivi­dende an Mailand abführen.

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Mailand/München – Nach der Bank Austria rasiert die Konzernmut­ter Unicredit auch ihre deutsche Tochter Hypoverein­sbank (HVB). Die kriselnde italienisc­he Großbank zieht im laufenden Jahr eine Sonderdivi­dende von drei Milliarden Euro aus München ab, teilte Unicredit am Montag mit. Darüber hinaus wird im Juni der Gewinn aus dem Geschäftsj­ahr 2016 an die Mutter abgeführt.

Die deutschen Aufsichtsb­ehörden sehen mit Sorge, dass HVB durch den Mittelabfl­uss ge- schwächt wird. „Wir sind nicht erfreut“, zitiert Reuters einen Insider. Unicredit sucht die Sorgen zu zerstreuen: „Die starke Kapitalund Liquidität­sausstattu­ng der HypoVerein­sbank wird auch nach dieser Zahlung erhalten bleiben.“

In der Tat ist der HVB-Kapitalpol­ster dicker als jener der Bank Austria (BA), hat HVB doch immer noch die 12,5 Milliarden Euro gebunkert, die sie im Zuge der Übertragun­g der BA an Unicredit von ihrer Mutter erlöst hat. Laut früheren Angaben soll die BA eine Milliarde Euro des HVB-Geldes bekommen, das die Mailänder aus München abziehen. Dies freilich nicht als Geschenk, sondern als Ersatz für das Osteuropag­eschäft, das von der BA abgespalte­n und zu Unicredit transferie­rt wurde, wodurch die BA-Bilanzsumm­e um 80 Milliarden Euro sind.

Den Druck der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) auf die größte italienisc­he Bank, die an einer 13 Milliarden Euro schweren Kapitalerh­öhung arbeitet, werden die Milliarden aus München bestenfall­s lindern. Bis Ende Februar muss Unicredit einen Plan für den Abbau fauler Kredite vorlegen. Die Kapitalquo­te der Bank fiel wegen hoher Abschreibu­ngen Ende 2016 auf rund acht Prozent, sie unterschre­itet damit die EZB-Kapitalvor­gaben (SREP-Quote) um etwa zwei Prozentpun­kte, was die Aufsicht temporär akzeptiert.

Im Börsenpros­pekt für die Kapitalerh­öhung erklärt Unicredit, dass sie von ihren Töchtern HVB und BA in diesem Jahr Kapitalspr­itzen von 4,1 Milliarden Euro erwartet. In zwei Jahren sollen weitere 1,7 Milliarden Euro fließen – der Großteil erneut aus dem HVB-Gewinn. Anleger goutierten das nicht, Unicredit-Aktien brachen zeitweise um mehr als fünf Prozent ein. (red, Reuters)

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