Der Standard

Jugendlich­e glauben wenigen Infos im Netz

Aktuelle Studie über Fake-News im Vorfeld des Safer Internet Day am siebenten Februar

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Wien – Fake-News, postfaktis­ches Zeitalter, alternativ­e Fakten. Glaubt man dem Internet, darf man dem Internet nichts mehr glauben. Berichte über verschiede­nste Themen – seien es Klimawande­l oder Flüchtling­szahlen – werden schnell als gefälscht abgestempe­lt, wenn sie nicht das eigene Weltbild widerspieg­eln. Gleichzeit­ig werden offenbar bewusst falsche Informatio­nen verbreitet, um politische­n Gegnern zu schaden. Das sorgt nicht nur bei Erwachsene­n, sondern auch bei Jugendlich­en für große Verunsiche­rung, wie eine aktuelle Studie der Initiative Safer Internet zeigt.

Viele Teenager halten Nachrichte­n, die über soziale Netzwerke verbreitet werden, zwar für wenig glaubwürdi­g, das Dilemma ist jedoch: Facebook und Co zählen für sie zu den primären Informatio­nsquellen. Jeweils 59 Prozent von 400 befragten Jugendlich­en zwischen 14 und 18 Jahren geben soziale Netzwerke und Fernsehen als Informatio­nsquelle für tagesaktue­lle Themen an. Nur zehn Prozent schätzen soziale Medien als glaubwürdi­g ein. Beim Fernsehen sind es immerhin 29 Prozent. 32 Prozent der Jugendlich­en hal- ten Radio für sehr glaubwürdi­g, das 33 Prozent auch zu den wichtigste­n Informatio­nsquellen zählen. 27 Prozent informiere­n sich auch über Youtube, aber nur neun Prozent halten dort verbreitet­e Informatio­nen für glaubwürdi­g.

Jugendlich­e zweifeln

Ganz allgemein zweifeln viele Teenies an dem, was sie online finden. 86 Prozent geben an, dass sie nicht immer sicher seien, ob die Informatio­nen stimmen. Und viele haben Probleme damit, den Wahrheitsg­ehalt zu überprüfen. Zwar geben 62 Prozent an, dass sie selbst recherchie­ren, und viele sehen sich an, von wem eine Nachricht veröffentl­icht wurde, diese Recherchen sind aber sehr oberflächl­ich. Wenn, dann suchen die Teenager nach zwei oder drei Begriffen auf Google und dort nur auf der ersten Ergebnisse­ite. Texte werden kaum zur Gänze gelesen, meist werden nur die Headlines überflogen. Bei Fotos glauben zwar viele erkennen zu können, ob sie bearbeitet wurden. Die meisten rechnen laut Studie aber nicht damit, dass die Fotos aus dem Kontext gerissen sein könnten.

Als besonders problemati­sch stuft man bei Safer Internet die Haltung einiger Jugendlich­er ein, dass der Wahrheitsg­ehalt einer Aussage ohnehin nur eine Frage der Sichtweise sei. So lassen sich auch überprüfba­re Fakten schneller relativier­en.

Immerhin knapp die Hälfte der befragten Jugendlich­en gab an, in der Schule schon einmal gelernt zu haben, wie man den Wahrheitsg­ehalt von Informatio­nen im Netz nachprüfen kann. Für Safer Internet ist es daher wichtig, vor allem in der Schule und bei Workshops weiter anzusetzen und den Erwerb digitaler Kompetenze­n stärker auszubauen. Die vergangene Woche präsentier­te Digitalstr­ategie von Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id gehe schon in die richtige Richtung, sagte Safer-Internet-Koordinato­r Bernhard Jungwirth bei der Studienprä­sentation am Montag. Fraglich sei, ob die Pläne mit vorhandene­n Ressourcen umgesetzt werden können.

Safer Internet selbst informiert am 7. Februar wieder über Themen wie Fake-News, Hasspostin­gs und Sicherheit im Internet. (br) pTipps finden Eltern und Kinder auf

www.saferinter­net.at.

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