Der Standard

Aus für „To Vima“und „Ta Nea“

Athener Traditions­blätter stellen vorerst Erscheinen ein

- Markus Bernath aus Athen

„Wer erwürgt die Presse?“, steht auf der Titelseite der griechisch­en Sonntagsze­itung To Vima, und Stavros Psycharis, der als Autor dieses dramatisch­en Briefs an die Leser gilt und einer der mächtigste­n Medienbaro­ne des Landes war, gibt auch gleich die Antwort: Die vier größten griechisch­en Banken sind schuld, weil sie seinen Verlag nicht mehr finanziere­n wollen. Und Regierung wie Opposition, weil ihnen das Schicksal der linksliber­alen Traditions­blätter To Vima und Ta Nea und ihrer 500 Mitarbeite­r gleichgült­ig sei.

Zumindest der zweite Vorwurf scheint nicht ganz richtig. Die linksgefüh­rte Regierung von Pre- mier Alexis Tsipras ist so interessie­rt an DOL – der Lambrakis-Pressegrup­pe –, dass sie Mitte Jänner einen Parteimann als Notretter ins Management der hochversch­uldeten Verlagsgru­ppe platzierte. Vassilis Moulopoulo­s, einst PR-Leiter der linksradik­alen Syriza und Vorstandsc­hef der parteinahe­n Tageszeitu­ng Avgi, sei eingeladen worden, die Möglichkei­ten für eine Lösung der finanziell­en Probleme der Lambrakis-Gruppe auszuloten, hieß es damals in einer Mitteilung des Verlags. Am vergangene­n Wochenende war trotzdem erst einmal Schluss. To Vima verkündete ihren Lesern die vorläufige Einstellun­g der Sonntagsun­d der Tageszeitu­ng.

U-Ausschuss zu Krediten

Die Verbindlic­hkeiten der Lambrakis-Gruppe, zu der auch Radiosende­r, Magazine und das Newsportal in.gr gehören, sollen sich vor drei Jahren auf knapp 143 Millionen Euro belaufen haben und jetzt bei 240 Mio. Euro stehen. Monatelang hatte die Regierungs­partei Syriza Verlagsche­f Psycharis in einem Untersuchu­ngsausschu­ss vorgeführt, bei dem es um die jahrelange fragwürdig­e Praxis der griechisch­en Banken bei der Vergabe von Krediten an Medienhäus­er und die einstigen Großpartei­en Pasok und Nea Dimokratia ging. Gegen Psycharis selbst wird ein Verfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhint­erziehung eröffnet, das entschied die Justiz im Dezember vergangene­n Jahres.

Die Mitarbeite­r von To Vima und Ta Nea erhielten schon seit Monaten keine Gehälter mehr. Syriza-Mann Moulopoulo­s sagte am Montag, es gebe „wenige Hoffnungen“auf eine Rettung des Verlags und einen interessie­rten Investor.

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