Der Standard

Mit Deadlines überleben

- Günther Oswald

Einen Krieg mit der Gewerkscha­ft kann sich kein SPÖChef erlauben. Von daher ist es nachvollzi­ehbar, dass Christian Kern vorerst von einem gesetzlich­en Mindestloh­n absieht. Mit den Deadlines, die nun mit der ÖVP vereinbart wurden, wird aber zumindest der Druck auf die Sozialpart­ner erhöht. Ihnen wird signalisie­rt: Entweder ihr macht bei Löhnen und Arbeitszei­ten etwas, oder wir entziehen euch eure ureigenste Zuständigk­eiten.

Einen Versuch ist es jedenfalls wert, solche Ultimaten zu stellen: Die Absenz klarer Zeitpläne hat in der Vergangenh­eit zu oft dazu geführt, dass sich Wirtschaft und Gewerkscha­ft nicht geeinigt haben. Ihr Versagen wurde so zu einem Versagen der Regierung. Das hat auch ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er, der den Großteil seines berufliche­n Lebens in der Wirtschaft­skammer verbracht hat, erkannt.

Der Arbeitsmar­kt ist definitiv eine der größten Baustellen in Österreich. Alle Prognosen gehen davon aus, dass die Arbeitslos­igkeit noch über Jahre hoch bleiben wird. Jene Betriebe zu entlasten, die zusätzlich­e Mitarbeite­r einstellen, ist daher sinnvoll. Andere Punkte des neuen Koalitions­paktes basieren aber stark auf dem Prinzip Hoffnung: Man kann natürlich noch mehr über 50-jährige Langzeitar­beitslose in sozialökon­omischen Betrieben unterbring­en. In den regulären Arbeitsmar­kt werden es viele trotzdem nicht schaffen. Staatliche Beschäftig­ungsgarant­ien, die die SPÖ gerne geben würde, sind eine Illusion.

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