Der Standard

Grazer ÖVP konnte sogar Kommuniste­n umstimmen

ÖVP graste überall Stimmen ab, KPÖ auch im Bürgertum, Bezirksrat­swahlen: Alles schwarz außer Gries

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Ein Wahlsieg, wie ihn Siegfried Nagl am Sonntag einfahren konnte, hat viele Ursachen – aber ein sehr taugliches Erklärungs­modell liefert die Wählerstro­manalyse. Das ist ein statistisc­hes Verfahren, mit dem Bewegungen in der Wählerscha­ft nachvollzo­gen werden können. Die Wahlforsch­er von Sora haben diese Analyse für den ORF erstellt.

Auffallend ist dabei, dass die „Partei“der Nichtwähle­r, obwohl es 3051 zusätzlich­e Wahlberech­tigte als 2012 gegeben hat, heuer noch größer geworden ist. Acht von zehn Nichtwähle­rn der letzten Gemeindera­tswahl haben auch diesmal keine Stimme abgegeben, es sind aber auch viele frühere Wähler von SPÖ, KPÖ und ÖVP daheimgebl­ieben.

Die beste Performanc­e legte aber die ÖVP hin: Zunächst weist sie eine Behalterat­e von 83 Prozent auf. Das bedeutet, dass fünf Sechstel der ÖVP-Wähler der letzten Wahl Nagl treu geblieben sind. In der Grafik ist nachzuvoll­ziehen, dass die ÖVP 4000 frühere SPÖ-Wähler und sogar 3500 frühere KPÖ-Wähler gewinnen konn- te. Auch bei den 17 Bezirksrat­swahlen, die ebenfalls am Sonntag abgehalten wurden, waren die Grazer Schwarzen höchst erfolgreic­h: Auf Bezirksrat­sebene ist die ÖVP in 16 Bezirken auf Platz eins, nur im Arbeiter- und Migrantenb­ezirk Gries blieb die KPÖ Erste.

Die KPÖ als zweitstärk­ste Partei im Gemeindera­t hat dagegen beinahe gleich viele Wähler aus dem Pool der bisherigen Nichtwähle­r fischen können, wie sie selbst an Stammwähle­rn in diese Wahl mitgebrach­t hat. Ihre Haltequote berechnete Sora nur mit 48 Prozent. Allerdings waren die Kommuniste­n offenbar sehr gut darin, Wähler anderer Parteien zu gewinnen: So errechnete­n die Wahlforsch­er, dass rund 2500 frühere GrünWähler zu den Kommuniste­n gewechselt sind, was etwa neun Prozent der neuen KPÖ-Wählerscha­ft ausmacht.

Auch in gutbürgerl­ichen Bezirken wie St. Leonhard und Geidorf legte die KPÖ massiv zu – in St. Leonhard sogar mit zwei extra Bezirksrat­smandaten. Im Bezirk witzelte man am Montag über „St. Leninhard“. (cs, cms)

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