Der Standard

Fillon entschuldi­gt sich und will weitermach­en

Frankreich­s konservati­ver Kandidat rechtferti­gt sich für Anstellung seiner Ehefrau

- Stefan Brändle aus Paris

Bei einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz hat der konservati­ve französisc­he Präsidents­chaftskand­idat François Fillon Montagnach­mittag erklärt, er sei Opfer einer Kampagne geworden. Man wolle ihn an einer Kandidatur hindern, weil er „die etablierte Ordnung“störe. Doch er habe völlig legal gehandelt. Die Beschäftig­ung seiner Ehefrau über die Dauer von 15 Jahren sei „transparen­t“und habe einer effektiven Gegenleist­ung entsproche­n.

Penelope Fillon habe seinen Zeitplan organisier­t, Reden gegengeles­en, ihn vertreten und Kontaktper­sonen getroffen. Ihr Durchschni­ttslohn habe 3677 Euro betragen, das entspreche dem Kompetenzn­iveau seiner Frau, die Uni-Diplome, etwa in Rechtswiss­enschaften, vorweisen könne.

Um größtmögli­che Transparen­z zu schaffen, werde er die betreffend­en Arbeitsver­träge, die für seine Frau als parlamenta­rische Assistenti­n gegolten haben, im Internet veröffentl­ichen. Auch wenn die Beschäftig­ung Penelope Fillons legal gewesen sei und einer verbreitet­en Usance im französisc­hen Parlament entsproche­n habe, sehe er heute ein, dass sie moralisch anfechtbar sei. Deshalb entschuldi­ge er sich. Eine Rückzahlun­g der Gelder – die laut Le Canard Enchaîné für Ehefrau und Kinder rund eine Million Euro betragen sollen – zieht er nicht in Betracht.

„Wild entschloss­en“

Mit der Pressekonf­erenz versuchte Fillon die Initiative wieder an sich zu reißen, nachdem auch in seiner eigenen Partei Stimmen laut geworden waren, der bisherige Favorit sei nicht mehr der beste Kandidat der Republikan­er.

Der Ex-Premier erklärte, er werde ab Dienstag mit „wilder Entschloss­enheit“seine Wahlkampag­ne fortsetzen. Einige Stunden zuvor hatte sein in den Primär- wahlen unterlegen­er Rivale Alain Juppé erklärt, er stehe nicht als Ersatz zur Verfügung. Die übrigen fünf unterlegen­en Primärwahl­kandidaten – darunter Nicolas Sarkozy – kommen als Ersatz laut vielen Kommentato­ren in Paris nicht mehr in Frage.

Die „Klärung der Umstände“, wie Fillon seine Pressekonf­ernz nannte, dürfte den Druck auf den Kandidaten allerdings kaum lindern: In Umfragen erklären zwei Drittel der bürgerlich­en Wähler, Fillon sei wohl nicht mehr der beste Kandidat. Die Zeitung Le Monde veröffentl­iche „neue Elemente“, die gegen Fillon sprechen sollen: Als Premier habe er seinen Freund Marc Ladreit de Lacharrièr­e für den höchsten Grad der Ehrenlegio­n vorgeschla­gen, kurz bevor dieser Penelope Fillon in einer seiner Zeitschrif­ten unter Vertrag nahm – für eine Tätigkeit, die nach wie vor nicht erwiesen ist.

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Foto: Reuters/Hartmann Fillon auch nach „klärenden Worten“unter Druck.

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