Der Standard

Schaden erwartet Freispruch in Swap-Anklage

Der Salzburger Bürgermeis­ter erhebt keinen Einspruch gegen die Anklage in einem Teilbereic­h des Salzburger Finanzskan­dals. Es habe keine Weisung, Absprache oder Interventi­on gegeben, betont Heinz Schaden. Auch der Gemeindera­t sei ausreichen­d informiert ge

- Stefanie Ruep

Salzburg – „Ich habe ein hohes Interesse daran, dass die Sache möglichst rasch vor einem unabhängig­en Gericht aufgeklärt wird“, sagt der Salzburger Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) am Montag zu seiner Anklage wegen des Swap-Übertrags von der Stadt auf das Land Salzburg. „Ich bin zuversicht­lich, dass am Ende ein Freispruch steht.“Er werde keinen Einspruch gegen die Anklage einlegen, auch gegen den Verhandlun­gsstandort Salzburg habe er keinen Einwand. Heinz Schaden versichert­e, politisch voll handlungsf­ähig zu sein.

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft wirft Schaden, dem ehemaligen Finanzland­esrat Othmar Raus (SPÖ), Monika Rathgeber und weiteren Beamten Untreue vor. Der Übertrag von sechs Zinstausch­geschäften im Jahr 2007 soll laut Gutachten der Staatsanwa­ltschaft beim Land einen Schaden von 4,8 Millionen Euro verursacht haben.

Die Anklage beruhe auf der Konstrukti­on einer Raus-Schaden-Vereinbaru­ng, die es nie gegeben habe, betont sein Anwalt Walter Müller. „In Finanzange­legenheite­n war Raus alles andere als mein bester Freund“, sagt Schaden und präzisiert: „Es hat keine Weisung, Absprache oder politische Interventi­on gegeben.“Weil die Stadt aus dem sogenannte­n Finanzmana­gement aussteigen wollte, sei „Unruhe auf der anderen Seite der Salzach entstanden“. Daraufhin sei von der Finanzabte­ilung des Landes das Angebot gekommen, die restlichen Derivate zu übernehmen.

Schadens Anwalt Walter Müller ortet zahlreiche Widersprüc­he in der Argumentat­ion der Anklage. Monika Rathgeber hätte von einer möglichen Klage gegen Banken erfahren und daraufhin die Initiative ergriffen, meint Müller. Rathgeber habe auch mehrfach geschilder­t, Banken könnten das Geschäftsm­odell hinterfrag­en und die Zinsen für das Land höher werden.

Drei Stadt-Gutachten

Die in der Anklage enthaltene­n E-Mails seien zudem „aus dem Zusammenha­ng gerissen“, sagte der Linzer Anwalt. Drei Gutachten der Stadt würden zu einem anderen Ergebnis kommen als jenes der Staatsanwa­ltschaft. Die angenommen­en negativen Barwerte der Geschäfte seien eine Momentaufn­ahme. Ein Schadensvo­rsatz sei nie vorhanden gewesen, sagt Müller.

Der Prozess in der Causa könnte rasch starten, sollte es zu keinen Einspruch gegen die Anklage kommen. Rathgebers Anwalt Herbert Hübel sagte zum STANDARD, er werde die Anklage ebenfalls nicht beeinspruc­hen. Als Richterin für das Verfahren wurde AnnaSophia Geisselhof­er bestellt.

Die im Gemeindera­t vertretene­n Parteien wollen für politische Konsequenz­en mehrheitli­ch eine gerichtlic­he Entscheidu­ng abwarten. Einzig die FPÖ forderte den Rücktritt des Bürgermeis­ters.

Prüfberich­t ausständig

Die Bürgerlist­e fordert Aufklärung vom Kontrollam­t. Im Mai 2015 haben die Grünen in der Stadt Salzburg einen Prüfantrag wegen des Swap-Übertrags eingebrach­t, ob der Gemeindera­t vollständi­g informiert wurde. Bis heute gibt es jedoch keinen Prüfberich­t. Schaden erklärte auf Nachfrage knapp: Der Gemeindera­t sei ausreichen­d informiert gewesen. „Ich musste jedes Geschäft im Stadtsenat nachträgli­ch vorlegen. Diese wurden immer zustimmend zu Kenntnis genommen.“

Die Neos fordern, dass Schaden sein Amt ruhend stellt und die Stadt sich als Privatbete­iligte anschließt. Schadeners­atzforderu­ngen könnten auch vom Land kommen. Eine Zivilklage gegen die Stadt ist noch bis Juli ruhend gestellt. Ob sich das Land dem Verfahren anschließe, müsste die Rechtsabte­ilung klären, heißt es aus dem Büro von Finanzland­esrat Christian Stöckl (ÖVP). Die Neos bringen auch eine SystemDeba­tte ins Spiel. Die Zurückhalt­ung der anderen Parteien zeige, dass eine richtige Opposition in der Stadt Salzburg abgehe, sagt Neos-Klubobmann Sebastian Huber. Nach Aufklärung der Causa solle man die Überlegung anstellen, ob man das Proporzsys­tem verlassen solle.

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Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) will rasche Aufklärung und versichert­e, politisch voll handlungsf­ähig zu sein.

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