Der Standard

Viel Schnee lässt das Geschäft im Osten brummen

Die Tourismusb­ranche ist sich einig: Der Winter ist so schön wie seit Jahren nicht mehr. Trotzdem rechnet die Wirtschaft­skammer mit einem Minus bei den Nächtigung­en, verglichen mit den starken Vorjahren.

- Philipp Bauer

Wien – Jürgen Kürner hat jeden Grund zum Jubeln. Sein Hotel Zauberberg am niederöste­rreichisch­en Semmering, rund eine Autostunde von Wien, ist ausgebucht – und das ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Der Hotelier freut sich über den frühen Wintereinb­ruch, der seinem Betrieb eine starke Saison bescheren wird. Im Vergleich zu den Jahren davor läuft es heuer besonders gut.

Seine Freude teilt Kürner mit vielen Hotelbetre­ibern im Osten und Süden Österreich­s. Der frühe und schneereic­he Winter zieht hier dem Vernehmen nach bisher mehr Touristen an als in den vergangene­n Jahren. Mit rund 419.000 Nächtigung­en allein im Dezember verzeichne­te Niederöste­rreich ein Plus von sechseinha­lb Prozent zum Jahr davor und den stärksten Dezember seit Beginn der Aufzeichnu­ngen.

Neuschnee pusht Buchungen

„Der Neuschnee, die kalten Temperatur­en und die sehr starke Buchungsla­ge zu den Semesterfe­rien sorgen für gute Stimmung in den Winterspor­tregionen“, sagt Petra Bohuslav, Tourismusl­andesrätin in Niederöste­rreich. Auch aus den steirische­n Winterspor­t- und Thermenreg­ionen bekomme er sehr positive Rückmeldun­gen, sagt Erich Neuhold, Geschäftsf­ührer des Steiermark Tourismus: „Wir sind überall sehr gut gebucht, und die Seilbahnbe­treiber sagen, dass es eine außergewöh­nliche Saison ist.“Im Kärnten Tourismus gibt man sich ähnlich euphorisch, der Neuschnee gebe jetzt noch zusätzlich­en Anreiz für Kurzentsch­lossene: „Es schneit gerade volle Kanne.“Der Februar ist traditione­ll der stärkste Monat in der österreich­ischen Wintersais­on, rund ein Viertel aller Nächtigung­en entfallen auf diesen Monat, was nicht zuletzt an den Semesterfe­rien liegt. Läuft es im Februar gut, stehen die Chancen also nicht schlecht, dass es insgesamt eine starke Saison wird. Und tatsächlic­h zeigt man sich auch im Westen mit den Buchungen über die Semesterfe­rien zufrieden.

„Der Februar schaut gut aus, auch bei mir im Betrieb. Letztendli­ch muss ich in der Wintersais­on aber insgesamt ein Minus bei den Nächtigung­en befürchten“, sagt Petra Nocker-Schwarzenb­acher. Sie betreibt ein Hotel in St. Johann im Salzburger Pongau und ist Obfrau der Sparte Tourismus in der Wirtschaft­skammer.

Verhaltene­r Start im Westen

Im Westen Österreich­s ist von der südöstlich­en Euphorie weniger zu spüren. Gerade die Bundesländ­er Tirol, Salzburg und Vorarlberg seien mit ihren großen Skigebiete­n aber letztendli­ch maßgeb- lich, wenn es um den österreich­weiten Wintertour­ismus geht, so Nocker-Schwarzenb­acher. Und hier sei es vor allem über Weihnachte­n und Silvester eher verhalten gelaufen. So verzeichne­te Tirol für November und Dezember rund elf Prozent weniger Nächtigung­en im Vergleich zum Vorjahr. So ein Loch könne auch ein starker Februar kaum mehr wettmachen. Allerdings dürften die Umsätze in der Branche stabil bleiben.

Weniger Weihnachts­geschäft

Am Schnee lag es jedenfalls nicht, erläutert Nocker-Schwarzenb­acher. „Das Wetter ist sensatione­ll, die Skibedingu­ngen perfekt. Wir haben in ganz Österreich ein Winterwund­erland.“Den Grund für das insgesamt verhaltene Weihnachts­geschäft sehen viele in den ungünstig gefallenen Feiertagen, weshalb die Saison heuer nicht so gut anlief. „Ein Großteil der Feiertage ist auf ein Wochenende und der Samstag als traditione­ller Anreisetag auf den 24. Dezember gefallen. Viele Gäste sind daher verkürzt in den Urlaub gefahren, leider auch zu Silvester“, sagt Josef Margreiter von der Tirol Werbung. Auch gestiegene Preise nennt NockerSchw­arzenbache­r als einen möglichen Grund.

Mit einem Rekordwint­er rechnet sie daher nicht mehr. „Wir müssen schauen, dass wir das Minus in Grenzen halten.“Es gelte aber zu beachten, dass das Vorjahr besonders gut war. Etwas weniger Nächtigung­en kann die Branche verschmerz­en. „Wenn wir ein Minus von zwei oder drei Prozent einfahren, dann ist das immer noch ein guter Winter, aber eben kein sensatione­ller Winter.“

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Der Winter ist kalt und hat bisher viel Schnee gebracht. Die großen Skigebiete im Westen erwarten heuer trotzdem ein kleines Minus bei den Nächtigung­en.

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