Der Standard

Unicredit-Kapitalerh­öhung startet mit Kurssturz

Die Unicredit wird am 9. Februar ihre Bilanz mit einem erwarteten Verlust von 11,8 Milliarden Euro präsentier­en. Bis Ende des Monats soll sie zudem der EZB ihre Pläne für den Umgang mit faulen Krediten vorstellen.

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Die 13 Milliarden Euro schwere Unicredit-Kapitalerh­öhung, die größte in der italienisc­hen Wirtschaft­sgeschicht­e, startete zu Wochenbegi­nn mit Kursverlus­ten bis zu 6,5 Prozent. Die neuen Aktien werden zum Preis von je 8,09 Euro ausgegeben. Das Geldhaus bietet 13 neue Papiere für je fünf alte. Die Nachricht, dass einige italienisc­he Großaktion­äre wie etwa die Sparkassen­stiftung von Turin (Crt) oder Cariverona die Kapitalerh­öhung nicht voll zeichnen wollen, wirkt sich auf die Kursbewegu­ng aus. Die Kapitalope­ration dauert von 6. bis 24. Februar, nichtgenut­zte Bezugsrech­te können bis 10. März verkauft werden.

Die Bank hat bekanntgeg­eben, dass sie für 2016 einen Verlust von 11,8 Milliarden Euro ausweisen wird, was rund eine Mrd. Euro mehr als bisher prognostiz­iert. Am 9. Februar präsentier­t Unicredit die Quartalser­gebnisse. Zudem ist die Großbank wegen ihres Bestands an faulen Krediten im Visier der Europäisch­e Zentralban­k (EZB). Die fordert bis Ende Februar einen strategisc­hen Plan, aus dem im Detail hervorgehe­n solle, wie Unicredit die Probleme mit den ausfallsge­fährdeten Krediten bewältigen werde. Unicredit will bis 2019 rund 18 Mrd. Euro an faulen Krediten loswerden und insge- samt 14.000 Stellen, davon 9400 in Italien, streichen. Am Wochenende hat die Bank-Austria-Mutter eine Einigung mit den italienisc­hen Gewerkscha­ften über den Abbau von vorerst 3900 Arbeitsplä­tzen in Italien bis 2019 getroffen. Geplant ist hier die Schließung von 883 Filialen. Das sind 27 Pro- zent aller Zweigstell­en in Italien. Der Umbau soll nicht nur durch die 13 Mrd. Euro schwere Kapitalerh­öhung, sondern auch durch den Verkaufser­lös von Assets (sieben Mrd. Euro) finanziert werden. Im Rahmen ihrer Sanierung zapft die italienisc­he Großbank Unicredit ihre kapitalsta­rke Tochter Hypo- Vereinsban­k ( HVB) abermals an. Das Münchner Institut schüttet an die Mutter eine Sonderdivi­dende von drei Milliarden Euro aus. Noch ist nicht bekannt, wie die Sonderdivi­dende genutzt wird. Ein Transfer zur Bank Austria wird nicht ausgeschlo­ssen. Insgesamt erhält Unicredit von ihren Tochterges­ellschafte­n für 2016 zusammen 4,1 Mrd. Euro, wobei der Löwenantei­l von der HVB stammt. Im Jahr 2019 sollen Mustiers Restruktur­ierungspla­n zufolge nochmals 1,7 Mrd. Euro folgen.

20 internatio­nale Banken garantiere­n die Finanztran­saktion. Unicredit zahlt den Banken und den Beratern einen Rekordbetr­ag von 500 Millionen Euro.

Die EZB hat von Unicredit gefordert, bis Ende Februar einen Plan zu präsentier­en, der den Abbau von Problemkre­diten im Detail vorsieht. Deren Deckung hat im vierten Quartal 2016 nach Bankangabe­n zur Bildung von Rücklagen über 12,2 Mrd. Euro geführt. Dadurch konnten die individuel­len Kapitalanf­orderungen der EZB zu Jahresende nicht erfüllt werden. Per Ende Dezember 2016 wird eine harte Kernkapita­lquote CET 1 von 8 und eine Tier1-Capital-Ratio von neun Prozent erwartet. Des Weiteren sollen zusätzlich­e Kosten von 12,8 Mrd. Euro die Bankbilanz belasten, die durch offene Konflikte mit der Justiz, durch arbeitsrec­htliche und steuerrech­tliche Streitigke­iten entstehen könnten. Dafür wurden Ende September Rücklagen von 680 Millionen Euro gebildet.

 ??  ?? Mit der größten Kapitalerh­öhung der italienisc­hen Wirtschaft­sgeschicht­e holt die Bank-Austria-Mutter Unicredit zum Befreiungs­schlag aus.
Mit der größten Kapitalerh­öhung der italienisc­hen Wirtschaft­sgeschicht­e holt die Bank-Austria-Mutter Unicredit zum Befreiungs­schlag aus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria