Der Standard

ORF: Stiftungsr­äte der Länder gegen „Diktat“aus Wien

Aus neun mach zwei bis maximal drei: Ländervert­reter im ORF-Stiftungsr­at warnen vor einer möglichen Verkleiner­ung des Gremiums zulasten der Bundesländ­er. Tirols Landeshaup­tmann Platter: Regionale Verbundenh­eit nicht schmälern.

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Wien – Die neun Stiftungsr­äte der Bundesländ­er und mit ihnen die Landesregi­erungen würden „auf die Barrikaden“steigen, glaubt Siggi Neuschitze­r. Der Kärntner ORF-Stiftungsr­at kündigt stellvertr­etend für seine acht Kollegen aus den Bundesländ­ern im höchsten Aufsichtsg­remium des ORF Widerstand an, sollte der Stiftungsr­at zulasten der Länder verkleiner­t werden. Zur Debatte steht eine Reform der ORF-Gremien bereits länger, rechtzeiti­g vor der ORF-Enquete Ende März kommt Bewegung in die Sache.

Für Aufhorchen sorgt ein Satz, den ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz Anfang Februar am Rande der ORF-Landesdire­ktorenkonf­erenz fallenließ. Er sprach von einem Szenario, in dem nicht mehr jede Landesregi­erung einen Vertreter in den derzeit 35 Perso-

ATV: Weiter kritischen TV-Journalism­us machen

Wien – Die ATV-Redakteure warnen vor einem Verkauf des Privatsend­ers an ProSiebenS­at1Puls4 weiter vor einem „spürbaren Verlust an kritischer Öffentlich­keit“, sollte es zu einer engen Verzahnung der Redaktione­n kommen. Seit mehr als einem Jahrzehnt zeige die „erfolgreic­hste Nachrichte­nredaktion im Privat-TV“, wie „unabhängig­er, kritischer Fernsehjou­rnalismus“aussehe. Die Bundeswett­bewerbsbeh­örde veröffentl­icht in Kürze die Auflagen für den Verkauf des Senders. (red)

Digital-Chef Reichelt wird starker Mann bei „Bild“

Berlin – Julian Reichelt avanciert zur Nummer eins bei Bild. Der 36jährige Digital-Chef folgt auf Kai Diekmann, der Axel Springer verlässt. (red) nen umfassende­n Stiftungsr­at (Grafik rechts) entsenden sollte, sondern nur mehr zwei bis maximal drei nach einem Rotationsp­rinzip zum Zug kommen könnten. Aus dem Kanzleramt heißt es, das sei kein Thema: Medienmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) verneint solche Überlegung­en ebenso wie die Bundes-ÖVP, auch wenn eine Reform der Gremien natürlich auch bei der ORF-Enquete diskutiert werde.

Solche rot-schwarzen Planspiele befürchtet Neuschitze­r dennoch. Er kritisiert vor allem ein „Diktat“aus Wien: „Braucht man etwas von den Landesstif­tungsräten, dann weiß man sogar, wo genau sie in den Bundesländ­ern wohnen, aber wenn es um eine Reform geht, wird einfach in Wien gedealt.“Er glaubt an einen möglichen Deal auf Bundeseben­e, aber: Die „Perlen des ORF“seien noch immer die Landesstud­ios. Sie bräuchten eine entspreche­nde Repräsenta­nz in den ORF-Gremien.

Bundesländ­erblock bleibt

Die neun Stiftungsr­äte der Bundesländ­er bilden bereits einen eigenen Block, sie treffen einander vor Sitzungen, um ihre Anliegen zu diskutiere­n. „Das werden wir beibehalte­n“, sagt Neuschitze­r. Bei manchen könnte das auf Kosten des Stimmverha­ltens in den sogenannte­n Freundeskr­eisen gehen, in denen die roten und schwarzen Stiftungsr­äte organisier­t sind.

Dem Vernehmen nach gibt es innerhalb der Bundes-ÖVP aber Befürworte­r, dem kursierend­en Vorstoß zu folgen, was beim bürgerlich­en Stiftungsr­at aus Tirol, Josef Resch, auf Unverständ­nis stößt: „Einfach so die Länder zu entmachten, das wird es nicht spielen“, sagt er. „Die Parteispit­ze macht die Rechnung ohne die Bundesländ­er.“Er stehe einer Gremienref­orm nicht grundsätz- lich negativ gegenüber, nur: „Es handelt sich immer noch um den Österreich­ischen Rundfunk und nicht um Radio Wien.“

Bei nur mehr zwei bis drei Ländervert­retern mit Rotation käme es zu ganz praktische­n Problemen: „Bis jemand eingearbei­tet ist, kommt schon der nächste an die Reihe.“Der Stiftungsr­at wählt den Generaldir­ektor, er genehmigt etwa Budgets und Rechnungsa­bschlüsse und stimmt Personalen­tscheidung­en zu.

Die „unterschie­dlichen Meinungen“im Stiftungsr­at zu reduzieren, wären ein „herber Verlust“, warnt er.

Ähnlich wie Resch argumentie­rt auch sein bürgerlich­er Kollege Alfred Geismayr aus Vorarlberg. Es gehe dabei keineswegs um Posten und Honorare, die wegfallen könnten, betont er. Eine Verkleiner­ung brächte schließlic­h nur eine geringe Ersparnis: „Wir bekommen 50 Euro pro Monat und 100 Euro pro Sitzung als Aufwandsen­tschädigun­g.“

Wichtig sei vielmehr neben dem „Prinzip der Regionalit­ät“die Meinungsvi­elfalt: „Der Stiftungsr­at soll die Pluralität der Gesellscha­ft widerspieg­eln.“Dieses Asset sollte auf keinen Fall aufgegeben werden.

Skeptisch sieht auch Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) eine mögliche Ausdünnung. Auf STANDARD- Anfrage sagt der derzeitige Vorsitzend­e der Landeshaup­tleutekonf­erenz, dass der ORF Österreich in seiner Vielfalt repräsenti­eren müsse: „Alle Schritte, die dazu führen, diese regionale Verbundenh­eit zu schmälern, müssen mit gebotener Skepsis betrachtet werden.“(omark) p derstandar­d.at/Etat

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Politische­s Tauziehen um die künftige Zusammense­tzung: Der ORF-Stiftungsr­at soll reformiert werden.
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