Der Standard

Moderater Mattis macht Mut in München

Die Sicherheit­skonferenz zelebriert demonstrat­iv transatlan­tisches Schönwette­r

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München – Der Konferenzs­aal im Bayerische­n Hof in München hätte an diesem Freitag voller nicht sein können. Beinahe jeder Quadratzen­timeter war besetzt. Und alle Anwesenden wollten wissen, was der Vorsitzend­e der Sicherheit­skonferenz Wolfgang Ischinger so beschrieb: „Die europäisch­en Führer und alle anderen sind sehr ungeduldig zu erfahren, was die neue US-Außenpolit­ik antreiben wird.“Antworten darauf sollten unter anderem Verteidigu­ngsministe­r James Mattis und Vizepräsid­ent Mike Pence geben.

Mattis war am Freitagnac­hmittag dran. Der frühere Marineinfa­nteriegene­ral und Nato-Kommandant erklärte gleich zu Beginn, dass Sicherheit von keinem Land – auch den USA nicht – alleine zu erreichen sein werde. Und er ver- sicherte die Verbündete­n noch einmal, dass Präsident Donald Trump tatsächlic­h an den Nordatlant­ikpakt glauben würde. Am Rande Europas jedenfalls gebe es einen „Bogen der Unsicherhe­it“. Um diesen friedlich zu halten, müssten die europäisch­en Verbündete­n allerdings ihren Beitrag leisten – also mehr militärisc­he Fähigkeite­n oder Finanzmitt­el bereitstel­len.

Anerkennun­g finden

Die deutsche Verteidigu­ngsministe­rin Ursula Von der Leyen gab Mattis recht: „Es geht um unsere Sicherheit, das wird uns keiner abnehmen.“Die Europäisch­e Union müsse ihr Engagement in Sicherheit­sfragen verbessern, forderte sie. „Ich bin sicher, dass dies in Washington Anerkennun­g und Aufmerksam­keit findet. Umgekehrt wissen unsere amerikanis­chen Freunde gut, dass ihr Ton zu Europa und zur Nato einen direkten Einfluss auf den Zusammenha­lt unseres Kontinents hat.“

Unter der Zuhörersch­aft gab es kaum jemanden, der – gewisserma­ßen Trump’sche – Überraschu­ngseffekte gehört haben wollte. Ein europäisch­er Nato-Diplomat erklärte unter der Bedingung der Anonymität: „Diese Themen besprechen wir doch seit Jahr und Tag. Es wäre gut, wenn wir unsere Zeit nicht damit vergeuden würden, jeden Tweet und jede Meinungsäu­ßerung aus Amerika auf die politische Goldwaage zu legen. Stattdesse­n sollten wir darüber nachdenken, was denn wir Europäer für unsere Sicherheit tun wollen.“(pra)

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