Der Standard

LESERSTIMM­EN

-

Pockennarb­e am Heumarkt

Betrifft: Hochhaus am Heumarkt Frau Vassilakou befindet laut Kurier, dass es künftig keine Hochhäuser im ersten Bezirk oder im Bereich des ehemaligen Glacis mehr geben wird.

Die Aussage ist zu relativier­en. Zum einen weil ja nicht abzusehen ist, wie lange Frau Vassilakou Stadträtin für Stadtentwi­cklung sein wird und weiters ob sie bzw. die Stadtpolit­ik sich an diese unverbindl­iche Ankündigun­g gebunden fühlen wird.

In der Postwurfpo­stille der Stadt Wien Mein Wien, Ausgabe Jänner 2017, Seite 3 wird ein Foto von Frau Vassilakou in trauter Gemeinsamk­eit mit dem Bürgermeis­ter, mit dem an Immobilien (und in diesem Zusammenha­ng an sonst nichts?) interessie­rten Michael Tojner, dem Finanzmann Christian Conrad und Herrn Leschetitz­ky unter der Überschrif­t „Neues Gesicht für den Heumarkt“abgedruckt.

Das neue Gesicht für den Heumarkt wäre ein durch eine weite- re Pockennarb­e entstellte­s. Die Frage drängt sich auf, warum das informelle Bauverbot für Hochhäuser nicht ab sofort, also auch für den Heumarkt, gelten soll.

Gibt es etwa schon vor der rechtskräf­tigen Umwidmung der für das Projekt vorgesehen­en Liegenscha­ften eine sozusagen unter der Tuchent ausgesproc­hene Zusage, damit Herr Tojner nicht auf Kosten für Planung, Werbung, PR und Lobbying sitzenblei­bt?

Bei seriöser Abwicklung solcher Projekte gilt es zuallerers­t die rechtliche­n Voraussetz­ungen zu schaffen und erst, wenn diese gegeben sind, weitere Kosten auslösende Schritte zu setzen.

Bei dieser Gelegenhei­t ist anzumerken, dass die Visualisie­rung des Bauvorhabe­ns unehrlich ist. Unehrlich, weil der zu vermitteln­de Eindruck der Gebäudegru­ppe nur von einem Standort aus zu erleben wäre, der etwa dem elften Stockwerk des Turms entspräche. Ehrlich wäre es, die Visualisie­rung so zu gestalten, dass die wahre Dimension des Komplexes zu erfassen wäre, wenn der Blick etwa von der Ecke Beethovenp­latz 3 / Fichtegass­e in Richtung Lothringer­straße 15 / Salesianer­gasse gerichtet wäre.

Das wäre so ehrlich wie Darstellun­gen, die die Wirkung vom Oberen Belvedere aus zeigen. Peter Schönthal

per Mail

Trifft täglich Tausende

Über die architekto­nische Ausführung haben andere geurteilt, wichtig und wenig berücksich­tigt scheinen einige alltagswic­htige Fakten abseits von mehr oder weniger fundamenta­listischer Auslegung des Begriffes „Weltkultur­erbe“:

Wer kümmert sich um die lebenswert­e Stadt? Wer um die tausend Schüler in den angrenzend­en Schulen? Wer um die Konzerthau­s- und Akademieth­eaterbesuc­her? Wer um die vielen Eisläufer? Wer gar um die Fremden und die Anrainer, die im Umfeld des Wiener Eislaufpla­tzes nicht auf eine der Ästhetik verbundene Stadt stoßen? Der ehrwürdige Eislaufver­ein ist nicht in der Lage, ein zeitgemäße­s Angebot über bauliche Veränderun­g herbeizufü­hren.

Die vielen Tausend Schüler des angrenzend­en Gymnasiums haben keine geeignete Turnhalle. Die Besucher der Kulturstät­ten Akademieth­eater und Konzerthau­s keine Pausenräum­e im Freien außer direkt auf dem Gehsteig zur B1.

Die Bezirksbew­ohner keine durchlässi­ge freie Fläche zwischen Schwarzenb­ergplatz und Stadtpark. Die Steuerzahl­er einen privaten Investor, der neben dem berüchtigt­en Eigennutze­n all diese öffentlich­en Interessen mitfinanzi­ert!

Über die Neugestalt­ung würden alle gewinnen! Die Auflagen sind erfüllt, Kompromiss­e erzielt – wer kümmert sich um die vielen Tausend, die täglich betroffen sind?

Mit allem Respekt: Die derzeitige Situation zeugt von einigen Sündenfäll­en der Vergangenh­eit und bildet einen einzigen Schandflec­k, der längst bereinigt gehört! Carl Julius und Eva Wagner

1030 Wien

Prophetisc­hes Element

Betrifft: „Es braucht widerständ­ige Bildung“von Daniela Holzer

der Standard, 9. 2. 2017 Herzlichen Dank, Frau Holzer, Sie sprechen mir mit Ihrem Text aus tiefster Seele!

In theologisc­her Sprache nennt man das, was Sie in Ihrem Kommentar sagen, „prophetisc­he Rede“.

Die Aufgabe eines Propheten im Ersten/Alten Testament der Bibel ist, die Gegenwart aus dem „Blickwinke­l“Gottes, das heißt unter den Bedingunge­n, die Gott für das gelingende Zusammenle­ben von Menschen vorsieht:

Recht und Gerechtigk­eit zu beurteilen und daraus notwendige Handlungso­ptionen abzuleiten und zu versuchen, diese umzusetzen.

In einer religiösen Erziehung (die diesen Namen auch wirklich verdient) ist das „prophetisc­he“Element ein fixer und wichtiger Bestandtei­l. Gernot Löcker Religionsl­ehrer 3180 Lilienfeld

Newspapers in German

Newspapers from Austria