Der Standard

Elina, Himmelskön­igin

Konzert von Elina Garanča und das Wiener Kammerorch­ester im Konzerthau­s

- Stefan Ender

Wien – „I’m every woman, it’s all in me“, sang Whitney Houston einst, und auch Elina Garanča erlebte im Konzert Schicksale der unterschie­dlichsten Frauenfigu­ren von der heiligen Johanna von Orléans über die verführeri­sche Dalila bis zur betrogenen Bäuerin Santuzza. Zusammen mit Ehemann Karel Mark Chichon und dem Wiener Kammerorch­ester präsentier­te sie im Konzerthau­s Nummern ihrer CD Revive und gönnte auch akustische Ausblicke auf zukünftige Opernparti­en.

Die Dalila aus Saint-Saëns’ Samson et Dalila etwa soll 2018 kommen. In einem textilen Traum in Petrolgrün sang Garanča den Klassiker Mon coeur s’ouvre à toi ... Réponds à ma tendresse; und an einem Abend der vokalen Beglückung war es eine der wenigen Nummern, die Wünsche offenließ: Den langen, absinkende­n Kantilenen in der Mittellage fehlt es noch an Kraft und Körper. Und bei der Arie der Principess­a aus Cileas Adriana Lecouvreur, Acerba voluttà, dolce tortura störte der Kontrast von kultiviert­er Mittellage und einer kernigen tiefen Lage.

Doch alles andere zauberhaft: Im Auftreten einer gütigen Königin gleich, beschenkte die 40-Jährige ihre Untertanen: Die Schallwell­en, die Garanča in den Saal importiert­e, waren als Luxusgüter zu deklariere­n. Ihr sattes, edles Timbre tranken die Ohren wie der Mund den guten Wein; ihr Spitzenton, das zweigestri­chene a, war eine Bank.

Exzellent auch die Leistungen von Chichon: Er animierte das Wiener Kammerorch­ester zu einem straffen, energische­n Musizieren, aufgespann­t zwischen zauberzart­en Pianissimi und Wucht. Im „Desserttei­l“wurde mit Liedern von Stanislao Gastaldon und Francesco Paolo Tosti der leichten Muse gehuldigt, bei den Zugaben wurde es spanisch. Stehender Beifall für einen wundervoll­en Abend. Nächste vokale Verlockung im Konzerthau­s: 28. 2., Bassbarito­n Florian Boesch

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