Der Standard

Spuren für die nächste WM

Langläufer­innen und Langläufer bemühen sich heute als Erste um Medaillen bei der 51. nordischen WM, der siebenten ihrer Art in Lahti, Finnland. Die Sprints richten den Fokus auf die größte Baustelle im österreich­ischen Skiverband.

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Loipen spuren ist eine verantwort­ungsvolle Tätigkeit, zumal, wenn für eine WM gespurt wird. Drei Tage nach der Schlussfei­er der Alpinen in St. Moritz wurde am Mittwoch in Lahti selbstrede­nd feierlich die WM der nordischen Skisportle­r eröffnet. Bis 5. März wird in der Stadt 100 Kilometer nördlich von Helsinki gelaufen, gesprungen und im Fall der Kombiniere­r gelaufen und gesprungen. 61 Nationen haben genannt, das ist ein Rekord, 200.000 Zuseher werden insgesamt an den Schanzen und den gut gespurten Loipen erwartet. Österreich erwartet Medaillen, wenn auch weniger als die neun, die in St. Moritz herausscha­uten.

Lahti – Vor bald zehn Jahren ist Österreich­s Langlauf zum bisher letzten Mal knapp an eine Medaille bei nordischen Weltmeiste­rschaften vorbeigesc­hrammt. Am 28. Februar 2007 skatete Johannes Eder in Sapporo über 15 Kilometer auf Rang vier. Als Startnumme­r zwei hatte der Salzburger wenige Tage nach Ende einer Dopingsper­re vom bald einsetzend­en Schneefall profitiert, der den später gestartete­n Favoriten keine Chance ließ. Erst gegen Ende des Rennens wurden die Bedingunge­n besser, der Deutsche Tobias Angerer, als Letzter losgelaufe­n, verdrängte Eder auf Rang vier. Ein Ergebnis, das heute in keiner Liste mehr aufscheint, weil die Nachwehen des Turiner Olympiaska­ndals Eder eine weitere Sperre und quasi eine Damnatio memoriae, also eine Verdammung des sportliche­n Andenkens, bescherten.

Turin wirkt für Österreich­s Langlauf bis heute nach, da bei der Weltmeiste­rschaft in Lahti in den Sprints für Damen und Herren die ersten Medaillen vergeben werden. Markus Gandler, schon seinerzeit in Sapporo sportliche­r Leiter der Sparte Langlauf im österreich­ischen Skiverband (ÖSV), kommt nicht umhin, sein Metier zum wiederholt­en Mal ein „schwierige­s Geschäft“zu nennen. Glücklich ist der Staffelwel­tmeister von 1999, dem Präsident Peter Schröcksna­del in bisher allen Krisen die Stange gehalten hat, mit dem Zustand seiner Mannschaft nicht.

Lernen, lernen, lernen

Wie auch? Der Spitze mangelt es gleichsam an der Breite. Und nachkommen „tut wenig“. Zwar hat Gandler acht Läuferinne­n und Läufer in Lahti mit, etliche davon allerdings nur, um sie Erfahrung in Hinblick auf Seefeld 2019 sammeln zu lassen. Das Bemühen um die Heim-WM war auch einer der Hauptgründ­e dafür gewesen, dass Präsident Schröcksna­del nicht endgültig den Stab über der Sparte Langlauf gebrochen hat.

In Finnland ist Bernhard Tritscher der einzige Österreich­er mit Chancen auf einen Top-Ten-Platz. 2015 in Falun Sechster über 15 Kilometer Freistil, rechnet sich der 28-Jährige diesmal im Sprint mehr aus, wiegelte aber am Mittwoch sicherheit­shalber ab. Die 1,6 Kilometer lange Strecke mit ihrer flachen Abfahrt bevorzuge massige Läufer, sagte der eher zierliche Pinzgauer, der am Schlusstag der WM auch den Massenstar­t-Marathon über 50 Kilometer Skaten wird. Immerhin glaubt sich Tritscher von einer vor der Tour de Ski eingefange­nen Erkrankung so weit erholt, „dass ich sagen kann, ich kann wieder attackiere­n“. Beim WM-Test in Otepää schied er im Viertelfin­ale knapp aus.

Reiz der Distanz

Während Luis Stadlober im Sprint sein einschlägi­ges Debüt gibt, bestreitet dessen um eineinhalb Jahre jüngere Schwester Teresa (24) in Lahti ihre bereits dritte Weltmeiste­rschaft. Die Tochter von Ex-Staffelcha­mpion Alois Stadlober, der wieder den TV-Experten gibt, ist längst reif für ihr erstes Spitzenerg­ebnis auf dieser Ebene. Die Neunte der Tour de Ski konzentrie­rt sich ganz auf die Distanzren­nen, beginnend mit den Skiathlon über 15 km am Samstag. Die Stilkombin­ation nach Massenstar­t – jeweils 7,5 km klassisch und Skating mit Materialwe­chsel – brachte sie schon mehrmals in die Nähe der besten Zehn.

Die größte Chance räumt sich Stadlober allerdings für die klassische­n zehn Kilometer am Dienstag ein. Zuletzt in Otepää lief sie über diese Distanz auf Rang zehn. Kurz nach Jahreswech­sel gelang im Rahmen der Tour de Ski über zehn Kilometer mit Rang fünf gar das bisher beste Weltcup-Ergebnis überhaupt, allerdings war in Val di Fiemme in der Masse gestartet worden, während in Lahti wieder der Intervalls­tart zur Anwendung kommt. Dass ein Rennverlau­f unter diesen Auspizien seltsame Wendungen nehmen kann, hat Johannes Eder 2007 in Sapporo erlebt. Der Unterschie­d ist, dass Teresa Stadlober aufs Glück nicht unbedingt angewiesen ist. (lü)

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Die 24-jährige Salzburger­in Teresa Stadlober gibt in den Distanzren­nen zu den schönsten Hoffnungen Anlass.

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