Mord an Kim: Polizei gibt Einblicke
Acht Nordkoreaner gelten als verdächtig, in den Mord an Kim Jong-nam verstrickt zu sein. Fest steht, dass es sich um einen minutiös geplanten Anschlag handelt, so die malaysischen Ermittler bei einer Pressekonferenz.
Ein mit Gift getränktes Tuch soll Kim Jong-nam, dem Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers, ins Gesicht gedrückt worden sein. Das zeigte der malaysische Polizeichef bei einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur. Laut jüngstem Ermittlungsstand wussten die Attentäterinnen, was sie taten. Die Ausrede, dass sie glaubten, bei einer „Versteckten Kamera“mitzumachen, lässt der Polizeichef nicht gelten.
Laut jüngsten Erkenntnissen der Polizeibehörden in Kuala Lumpur verdichten sich die Anzeichen, dass das nordkoreanische Regime hinter der Ermordung von Kim Jong-nam, Halbbruder des Diktators Kim Jong-un, steht. Am Mittwochmorgen malaysischer Ortszeit schrieben die Ermittler zwei weitere Verdächtige zur Fahndung aus – darunter den zweiten Sekretär der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur. Ebenso soll ein Angestellter der nordkoreanischen Fluglinie Air Koryo in den Fall verwickelt sein. Der Aufenthaltsort der beiden ist derzeit nicht bekannt.
Vier Verdächtige geflohen
Damit sucht die malaysische Polizei nach insgesamt acht nordkoreanischen Staatsbürgern. Mindestens vier von ihnen sollen bereits am Tatabend außer Landes geflogen sein und sich derzeit in ihrem Heimatland aufhalten.
Die Tat selbst lässt sich auf Videoaufnahmen von Sicherheitskameras beobachten. Darauf sieht man einen Mann mit Glatze nahe einem Check-in-Schalter am Flughafen in Kuala Lumpur. Von hinten nähert sich plötzlich eine junge Frau, die den Mann umklam- mert und ihre Hand für etwas länger als zwei Sekunden ins Gesicht hält. Der Mann taumelt, bittet Passanten um Hilfe und kollabiert.
Zwei Frauen aus Vietnam und Indonesien sollen die Tat ausgeführt haben. Die mittlerweile verhafteten Mittzwanzigerinnen beteuerten zunächst, Opfer eines TV-Streichs à la Versteckte Kamera geworden zu sein. Sie hätten nicht gewusst, dass sie einen Mord begehen und hätten gedacht, dass sie jemanden mit Parfum besprühen. Zumindest diese Theorie scheint nun jedoch wider- legt: „Die beiden wussten ganz genau, dass sie mit einer giftigen Substanz hantierten“, sagte der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar während einer Pressekonferenz in der Hauptstadt am Mittwoch. So wurden sie gezielt instruiert, ihre Hände nach der Tat zu waschen und hätten den Anschlag zudem in zwei Einkaufszentren in Kuala Lumpur geprobt.
Tatsächlich jedoch gibt es eine ganze Reihe an möglichen Tatmotiven: Kim Jong-nam hat seit Jahren in der Halbwelt der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau verkehrt, hatte zahlreiche Liebesaffären und zuletzt laut Medienberichten Spielschulden.
Für die Geheimdienste aus den USA und Südkorea steht die Täterschaft des nordkoreanischen Regimes schon längst fest. Am Dienstag sagte Südkoreas Wiedervereinigungsminister Hong Yongpyo im Seouler Korrespondentenclub, dass der Anschlag auf Kim Jong-nam „Pjöngjangs terroristische Schreckensherrschaft“erneut belege. Konkrete Beweise konnte er jedoch keine liefern.
„Eine Beteiligung Nordkoreas muss jedoch nicht heißen, dass Kim Jong-un den direkten Befehl gegeben hat“, sagt Martin Weiser, unabhängiger Nordkorea-Forscher in Seoul. „Nachrichtendienste und Militär handeln teilweise unabhängig.“
In der malaysischen Hauptstadt hat man unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen erhöht: In dem Leichenschauhaus, in dem Kim Jong-nams Leiche aufgebahrt liegt, wurde Anfang der Woche eingebrochen. Ob der Täter aus dem Umfeld der nordkoreanischen Botschaft vermutet wird, wollte Polizeichef Abu Baker nicht bestätigen.