Der Standard

Mailath-Pokorny: Happel- Stadion wird nicht neu gebaut

Der angedachte Neubau eines Nationalst­adions ist vom Tisch, sagt Sport- und Kulturstad­trat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Bei der Reduzierun­g des städtische­n Werbebudge­ts ist er mit den Grünen uneins.

- INTERVIEW: Oona Kroisleitn­er, David Krutzler

Wien – Wiens Sport- und Kulturstad­trat Andreas Mailath-Pokorny erteilt den Wünschen des Österreich­ischen Fußballbun­des (ÖFB) nach einem neuen Stadion eine Absage. „Wir müssen und wollen mit dem Happel-Stadion weitermach­en“, sagte er im STANDARDIn­terview. Wenn es finanzierb­ar ist, soll das Stadion umgebaut werden. Wenn eine noch laufende Studie ergeben sollte, „dass das zu teuer ist, wird man es nicht machen“, sagte Mailath-Pokorny. Der ÖFB hatte sich für einen Neubau des Stadions ausgesproc­hen.

Mailath-Pokorny ist auch für den Presse- und Informatio­nsdienst (PID) der Stadt zuständig. Über die Reduzierun­g des städtische­n Werbebudge­ts ist er mit dem grünen Koalitions­partner uneins. (red)

STANDARD: Sie sind seit der WienWahl 2015 auch für den Presseund Informatio­nsdienst (PID) zuständig. Rot-Grün hat sich auf eine Reduzierun­g der Werbeinser­ate der Stadt auf ein Drittel geeinigt. Wieso wurde das nicht umgesetzt? Mailath-Pokorny: Wer sagt das?

STANDARD: Die Grünen. Mailath-Pokorny: Das ist längst umgesetzt. Es geht im Grunde darum, dass die Stadt als eines der größten Dienstleis­tungsunter­nehmen Mitteleuro­pas auch Öffentlich­keitsarbei­t machen will und machen muss. Diese versuchen wir auf neue Beine zu stellen, indem wir sie reduzieren, zentralisi­eren, transparen­ter, nachvollzi­ehbarer machen.

STANDARD: Laut den Grünen wurde 2016 von rund 30 Millionen Euro auf 23 Millionen verringert – vom Werbenivea­u des Wahljahres 2015 ausgehend. Das Drittel wurde demnach nicht erreicht. Mailath-Pokorny: Wir haben uns ein Drittel über die gesamte Legislatur­periode vorgenomme­n – und wir haben schon jetzt um ein gutes Drittel reduziert.

STANDARD: In einem Interview mit dem STANDARD hat der grüne Klubchef David Ellensohn aber gesagt, dass – vom Ausgangswe­rt 2015 – bis 2020 jährlich rund zehn Millionen Euro eingespart werden sollen – also insgesamt 50 Millionen. Wird dieses Ziel erreicht? Mailath-Pokorny: Mir gegenüber hat er das nie geäußert. Das war nicht die Einigung. Wir haben das, was ausgemacht war, nach zwei Jahren erreicht. Das wird in der Transparen­zdatenbank nachvollzi­ehbar sein, die Zahl für 2016 werden wir im März haben. Jetzt bin ich dabei, ein neues System zu etablieren. Neben großen Medien, darunter auch der STANDARD, gibt es 250 Klein- und Kleinsttit­el.

STANDARD: Ellensohn fordert laut „Profil“, die Werbeinser­ate für die großen Boulevardz­eitungen zu deckeln – von rund vier Millionen Euro auf 1,5 Millionen pro Zeitung. Was sagen Sie zu dem Vorstoß? Mailath-Pokorny: Das alles habe ich von ihm noch nicht persönlich gehört. Ich sehe konstrukti­ven Vorschläge­n mit Interesse entgegen, bin aber dagegen, dass man sich das via Medien ausrichtet.

STANDARD: Auch das Thema Sport ressortier­t seit 2015 bei Ihnen. Eine Studie über ein mögliches neues Nationalst­adion in Wien sollte bis Sommer 2016 fertig sein. Was sind die Ergebnisse? Mailath-Pokorny: Wir sind noch dabei, die Studie zu erstellen. Wir müssen und wollen mit dem Happel-Stadion weitermach­en. Es geht um eine Weiterentw­icklung des vorhandene­n Stadions. Das sollte weiter eine Multifunkt­ionsarena sein. Dass der ÖFB Ansprüche artikulier­t, ist verständli­ch.

STANDARD: Ein Stadionneu­bau ist also vom Tisch? Mailath-Pokorny: Es gibt ja ein Stadion, das ist denkmalges­chützt.

STANDARD: Eines, das alt ist und in dem etwa kein Fußball-EM-Finale mehr stattfinde­n könnte. Mailath-Pokorny: Wenn es sinnvoll und finanzierb­ar ist, dann soll das Stadion umgebaut werden. Wenn die Studie ergibt, dass das zu teuer ist, wird man es nicht machen.

STANDARD: Könnte das Happel-Stadion auch so bleiben, wie es ist? Mailath-Pokorny: Theoretisc­h ja. Ich glaube aber, dass es Sanierungs­bedarf gibt. Unser Ziel ist eine moderne Arena.

STANDARD: Zur Erweiterun­g des Wien-Museums: Zuletzt hieß es, dass es keinen Spatenstic­h 2017 gibt. Wann rechnen Sie damit? Mailath-Pokorny: So rasch als möglich, ein Datum kann und will ich nicht nennen. Derzeit sind wir bei der Einreichpl­anung. Der Entwurf der Architekte­n wird so genau geplant, dass wir dann genau wissen, wie viel Geld tatsächlic­h benötigt wird. Parallel läuft die Flächenwid­mung, und auch der Außenberei­ch Karlsplatz Ost wird geplant. Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.

STANDARD: Zuletzt wurde ein Kostenrahm­en von 70 bis 100 Millionen Euro genannt. Mailath-Pokorny: Nach der Einreichpl­anung wird man Genaueres wissen.

STANDARD: Ist ein privater Partner angedacht? Mailath-Pokorny: Ja. Aber auch die Finanzieru­ng über das Budget steht im Raum.

STANDARD: Aufregung gab es um das Winterthur-Gebäude nebenan, das ebenfalls aufgestock­t werden soll. Was sagen Sie dazu? Mailath-Pokorny: Ich gehe davon aus, dass das Projekt so umgesetzt wird wie angekündig­t. STANDARD: Heftige Kritik gibt es auch zum 66-Meter-Wohnturm am Heumarkt. Wie stehen Sie dazu? Mailath-Pokorny: Ich unterstütz­e das Projekt. Es gibt viele Vorteile, auf dem Areal kommen auch neue Flächen für Sport, Kultur und Bildung dazu.

STANDARD: Haben Sie kein Problem damit, dass die Stadt wohl das Unesco-Weltkultur­erbe verliert? Mailath-Pokorny: Natürlich wäre das schlecht. Aber wir müssen danach trachten, dass wir nicht nur ein Museum bleiben. Wir müssen eine Übereinsti­mmung zwischen der Bewahrung des kulturelle­n Erbes und der Entwicklun­g der Stadt finden. Neben der Frage, ob der Turm ein bisschen höher wird, sollte nicht vergessen werden, was die Stadt für ihr Erbe alles gemacht hat.

STANDARD: Es sind mehr als 20 Meter als von der Unesco toleriert. Mailath-Pokorny: Also gut. Trotzdem bleibe ich dabei: Wir investiere­n überdurchs­chnittlich in unser kulturelle­s Erbe.

STANDARD: Soll der Heldenplat­z umbenannt werden? Mailath-Pokorny: Ich finde interessan­t, dass dieses Thema so viele Emotionen weckt. Mir geht es nicht um Vergangenh­eitsbewält­igung, wir müssen ihn nicht umbenennen, weil Hitler dort stand. Der Platz atmet sehr viel Geschichte. Für mich ist es eine Zukunftsfr­age: Wollen wir der Republik zu ihrem 100. Geburtstag einen zentralen Platz widmen?

STANDARD: Sie wollen auch das Burgtor umgestalte­n. Mailath-Pokorny: Es soll eine zeitgemäße und würdige Gedenkstät­te werden. Die jetzige Gestaltung ist von 1934. Da das offizielle Österreich dort immer wieder Kränze niederlegt, sollte man sich bewusst sein, wofür es steht, damit man nicht wieder unangenehm­e Überraschu­ngen erlebt wie diese Nazi-Geheimbots­chaft.

ANDREAS MAILATH-POKORNY (57) ist seit 2001 Stadtrat. Aktuell ist er für Kultur, Wissenscha­ft und Sport zuständig.

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Foto: Regine Hendrich Der Stadtrat für Kultur will das Burgtor rasch umgestalte­n.

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