François Bayrou verzichtet auf Kandidatur
Politveteran unterstützt Emmanuel Macron bei französischer Präsidentschaftswahl
TV-Kameras, Mikrofonbündel, Scheinwerferlicht: François Bayrou hatte am Mittwoch nochmals eine „heure de gloire“, eine Stunde des Ruhmes. Seit Jahrzehnten im französischen Politbetrieb, war der Christdemokrat seit 2002 schon dreimal zur Präsidentschaftswahl angetreten; 2007 erzielte er im ersten Wahlgang immerhin 18,6 Prozent der Stimmen und überflügelte fast den konservativen Widersacher Nicolas Sarkozy. Danach sank sein Stern, andere – Jüngere – füllten das Vakuum in der politischen Mitte, wie zuletzt Emmanuel Macron (39).
Ihm beugt sich nun der Veteran Bayrou: Bei einer gutbesuchten Pressekonferenz erklärte er am Mittwoch, er biete Macron eine „Allianz“an, um eine „Verzettelung“der politischen Kandidaten zu verhindern und einer „extremen Gefahr“vorzubeugen – gemeint war ein Sieg der Rechtsextremistin Marine Le Pen.
Die Entscheidung des 65-jährigen Zentrumspolitikers war mit großer Spannung erwartet worden – wenn auch nicht direkt wegen Bayrou, der in den Umfragen nur noch auf sechs Prozent kam. Wichtig war sie vor allem für Macron. Der Jungstar aus der früheren Regierungsequipe von Präsident François Hollande stützt sich auf die gleiche Wählerschaft wie Bayrou und entfernt mit Bayrous Verzicht ein großes Hindernis auf seinem Weg ins Élysée.
Laut Meinungsumfragen hätte er wegen Bayrous Kandidatur bis zu drei Prozentpunkte eingebüßt – möglicherweise genug, um ihn im Präsidentschaftsrennen hinter den beiden Rechtskandidaten Le Pen und Fillon auf den dritten Platz zu verweisen.
Dieses Rennen läuft damit auf einen Dreikampf zwischen Le Pen, Fillon und Macron hinaus. Die Rechtspopulistin liegt im ersten Wahlgang mit 27 Prozent klar vor ihren männlichen Rivalen, denen je 20 Prozent gutgeschrie- ben werden. In der Stichwahl würde indessen sowohl Fillon wie auch Macron klar gegen Le Pen gewinnen. Deshalb dürfte entscheidend sein, wer neben ihr in den zweiten Wahlgang vordringt.
Affären um Le Pen und Fillon
Unabhängig davon kommt Le Pen unter den zunehmenden Druck einer Justizaffäre. Am Mittwoch kamen zwei enge Mitarbeiter in Paris-Nanterre in Polizeigewahrsam. Le Pens Leibwächter Thierry Légier und ihre Büroleiterin Catherine Griset werden verdächtigt, im Europaparlament einen sogenannten „Scheinjob“ausgeübt zu haben.
Le Pen bezeichnete die Ermittlungen am Mittwoch als „politische Intrige“, durch die sich ihre Wähler nicht täuschen ließen. Am Montag hatten Polizeiermittler bereits die Parteizentrale des Front National durchsucht.
Das EU-Parlament, das die Affäre ins Rollen gebracht hatte, verlangte von Le Pen bis Ende Jänner die Rückzahlung von 339.946 Euro. Die Ultranationalistin verweigerte sich dieser Forderung allerdings, worauf das Parlament in Straßburg ihre Abgeordnetenbezüge um mehrere Tausend Euro kürzte.
Ähnlichen Vorwürfen sieht sich auch der Konservative Fillon in Bezug auf seine Ehegattin ausgesetzt. Er weigerte sich bisher standhaft, Konsequenzen für seine eigene Kandidatur zu ziehen. In den Umfragen legte er in den vergangenen Tagen wieder leicht zu. Derzeit liegt er mit Macron fast gleichauf. Für Spannung ist also gesorgt.