Der Standard

Angst vor Massendepo­rtationen

USA verschärfe­n Kampf gegen illegale Einwanderu­ng

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Washington – Es war eines seiner zentralen Wahlkampfv­ersprechen: Sollte er Präsident werden, würde er bis zu drei Millionen Menschen ohne legalen Aufenthalt­sstatus aus den USA abschieben, so Trump im Wahlkampf. Mexiko beispielsw­eise würde nur „bad hombres“(schlechte Menschen) schicken, sie brächten Drogen und Kriminalit­ät und müssten alle gehen. Die nun am Dienstag (Ortszeit) vom Heimatschu­tzminister­ium veröffentl­ichte Abschiebun­gsregelung ist aber kein neues Einwanderu­ngsdekret, sondern die Verschärfu­ng dessen, was gesetzlich bereits möglich ist. Auch unter Barack Obama wurden illegale Einwandere­r abgeschobe­n, wenn sie wegen schwerer Verbrechen verurteilt wurden.

Neu ist nun, dass die Gruppe der Betroffene­n erweitert wird – beispielsw­eise um Menschen, die in Betrugsfäl­le verwickelt waren oder missbräuch­lich Sozialleis­tungen in Anspruch genommen haben. Auch wer seine Kinder illegal in die USA nachholt, fällt unter die neuen Abschiebeb­estimmunge­n. Zusätzlich sollen beschleuni­gte Abschiebun­gen erleichter­t werden. Eine entspreche­nde Anordnung hat US-Präsident Donald Trump bereits Ende Jänner unterschri­eben.

Um die neuen Bestimmung­en umzusetzen, sollen 15.000 neue Beamte eingestell­t werden, die Zahl der Haftanstal­ten wird erhöht. Auch ist geplant, dass die lokale Polizei bei den Deportatio­nen unterstütz­end tätig werden soll. Etliche Staaten und Städte wie San Francisco haben bereits Widerstand gegen dieses Anliegen angekündig­t. Menschenre­chtsorgani­sationen schlagen Alarm und befürchten Massendepo­rtationen, auch wenn Trump-Sprecher Sean Spicer am Dienstag (Ortszeit) betonte, das sei nicht Ziel der neuen Regeln: Im Fokus stünden vielmehr Menschen, die erwiesener­maßen eine Bedrohung darstellte­n. Oberste Priorität sei die Abschiebun­g bereits verurteilt­er illegaler Einwandere­r.

Tom Jawetz vom Thinktank Center for American Progress warnte: „Sehr wohl sind Massendepo­rtationen oberstes Ziel.“In Juristenkr­eisen wird bereits diskutiert, ob Teile der Regelungen verfassung­swidrig sind.

Elf Millionen betroffen

Die New York Times rechnet vor: Nach einer Schätzung der US-Regierung aus dem Jahr 2012 kamen etwa 1,9 Millionen Migranten in den USA mit dem Gesetz in Konflikt. Etwa eine Million dieser Gruppe hätte einen legalen Aufenthalt­sstatus. 690.000 ohne legalen Status hätten „schwere Verbrechen“begangen. Insgesamt haben geschätzte elf Millionen Migranten in den USA keinen legalen Aufenthalt­stitel.

Das letzte Mal, dass die US-Regierung Massenabsc­hiebungen anordnete, war übrigens 1954 unter Präsident Dwight D. Eisenhower. In der umstritten­en Operation „Wetback“wurden hunderttau­sende Menschen gleichzeit­ig nach Mexiko zurückgesc­hoben. Trump bezeichnet­e im Wahlkampf diese Operation als „gute Lösung“. (mhe, dpa)

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