Der Standard

Auf dem Alten Kontinent wartet großes Potenzial auf Anleger

Trump und Brexit haben Unsicherhe­iten in den Markt gebracht. In Europa sind viele Aktien aber noch sehr billig. Investor Marc Renaud setzt daher nicht mehr auf globale Vorhersage­n. Er selektiert Einzeltite­l und wartet ab.

- Bettina Pfluger

Wien – Marc Renaud bleibt ruhig. Die Frage, ob er an einen harten oder doch noch weichen Austritt der Briten aus der EU glaubt, beantworte­t der französisc­he Fondsmanag­er und Mitgründer des Asset-Managers Mandarine Gestion gelassen mit: „Sind Sie sicher, dass wir überhaupt einen Brexit sehen werden?“Renaud glaubt, dass es auch ein realistisc­hes Szenario ist, dass die Briten in der EU bleiben. Als Indiz dafür führt er etwa den früheren Premier Tony Blair an, der seine Meinung zum Brexit geändert hat und das nun auch öffentlich­keitswirks­am mitteilt.

Relaxed bleibt Renaud auch, wenn man ihn auf Donald Trump anspricht und auf die bisherigen Aussagen und Dekrete, die der US-Präsident bis dato getätigt beziehungs­weise erlassen hat und die für mehr Chaos als Ordnung gesorgt haben. „Wer weiß schon, was Trump macht, nachdem er etwas gesagt oder angekündig­t hat?“Dass es je nach Agieren Trumps auch viele negative Katalysato­ren geben könnte – etwa für die Autoindust­rie –, lässt Renaud dann aber doch nicht ganz unberührt. Vor allem die bisherigen Aussagen zum Welthandel beunruhige­n den Fondsmanag­er. Ein globaler Handelskri­eg wäre das Letzte, was die Weltwirtsc­haft brauchen könnte, die sich endlich ein wenig von der Finanz- und Wirtschaft­skrise erholt.

Aber die Entscheidu­ng für den Brexit sei ebenso unvorstell­bar gewesen wie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidente­n. Ereignisse wie diese machten Vorhersage­n immer schwierige­r. Daher ist Renaud in seiner Arbeit als Fondsmanag­er davon abgerückt, globale Voraussage­n als Grundlage für seine Arbeit heranzuzie­hen. „Als Value-Investor sehe ich mir an, welche Aktien billig sind, warum sie das sind und ob das eine Branche ist, für die ich Wachstum erwarte“, skizziert Renaud seinen Zugang. Und für Value-Investoren sei das Umfeld derzeit wieder gut, weil einige Unternehme­n noch immer stark unterbewer­tet sind.

Vor allem die Zinsschrit­te der US-Notenbank Fed hätten dem Markt gutgetan. In Summe hätten die Märkte die Bedrohunge­n bisher auch recht gut abgeschütt­elt. Das Comeback einiger Sektoren sorge zudem dafür, dass in seinem Fonds Mandarine Valeur die Sektorauft­eilung wieder durchmisch­ter geworden ist. Industrieg­üter und -dienstleis­tungen stellen derzeit den größten Sektor im Fonds dar. Gefolgt von Banken und Rohstoffen. Aus Österreich hält Renaud Titel von Erste Group und Andritz.

Eine ernsthafte Gefahr für den momentanen Aufwärtstr­end in Europa sieht Renaud, wenn die Euro-Gegnerin Marine Le Pen die Wahlen in Frankreich gewinnt. Dann würden die Schulden von Frankreich wieder mit jenen in Griechenla­nd verglichen, eine Frexit-Debatte würde anlaufen, und all das würde die Zinsen für Staatsanle­ihen ordentlich nach oben treiben. „Das wäre ein Desaster“, fasst Renaud zusammen.

 ??  ?? Ein bisschen hiervon, ein wenig davon. Die richtige Gewürzmisc­hung bringt guten Geschmack. Bei Fonds bringt der richtige Mix Gewinne. Frankfurt
Ein bisschen hiervon, ein wenig davon. Die richtige Gewürzmisc­hung bringt guten Geschmack. Bei Fonds bringt der richtige Mix Gewinne. Frankfurt

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