Der Standard

EU- Strafe für Salzburger Spekulatio­nsskandal

29,8 Millionen Euro wegen unzureiche­nder Meldung von Budgetzahl­en

- Thomas Neuhold

Salzburg/Brüssel – Die EU-Kommission ortet „schwerwieg­ende Nachlässig­keit öffentlich­er Stellen“im Zusammenha­ng mit dem Salzburger Spekulatio­nsskandal. Konkret geht es um die Übermittlu­ng von Budgetdate­n von 2008 bis 2012 an Eurostat. Die Angaben über die Schuldenst­ände seien für die Jahre 2012 und 2013 von den Salzburger­n falsch dargestell­t worden.

Die Kommission hat am Mittwoch eine Geldstrafe in Höhe von 29,8 Millionen Euro verhängt. Bei der Strafe handelt es sich allerdings nur um eine Empfehlung an den Finanzmini­sterrat. Dieser dürfte voraussich­tlich Ende März entscheide­n, ob eine Strafe verhängt wird, und wenn ja, wie hoch diese ausfällt.

Für Österreich ist die Sache sehr ernst. 2015 hat die Kommission in einem ähnlichen Fall bei der spanischen autonome Region Valencia eine Strafe ausgesproc­hen. Spanien musste knapp 19 Millionen zahlen.

Im Vergleich zu Spanien sei die Strafe gegen Österreich außerorden­tlich hoch, sagt eine Sprecherin von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP). Im Finanzmini­sterium hoffe man daher zumindest auf eine Strafmilde­rung.

Kommt es tatsächlic­h zu einer Bestrafung, dann müsse zuerst einmal die Republik zahlen. Diese könne sich aber in der Folge an Salzburg schadlos halten, sagt die Sprecherin des Finanzmini­sters im Standard- Gespräch.

Salzburg selbst Opfer

In Salzburg selbst reagiert man mit Unverständ­nis. Man sei ja selbst bei der Finanzcaus­a „zunächst Opfer eines strafrecht­swidrigen Verhaltens geworden“, sagen Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer und Finanzrefe­rent Christian Stöckl (beide ÖVP). Und man habe alles unternomme­n, damit derartige Machenscha­ften in Hinkunft ausgeschlo­ssen seien.

Salzburg habe bereits im Jänner 2013, also einen Monat nach Bekanntwer­den des Finanzskan­dals, in dieser Sache mit der Statistik Austria Kontakt aufgenomme­n, und bis Mai 2013 die korrekten und überarbeit­eten Daten weitergele­itet. „Durch die unrichtige­n – und nach Aufdeckung des Finanzskan­dals korrigiert­en – Meldungen des Landes ist weder der Republik Österreich noch der EU ein Schaden entstanden“, argumentie­ren Haslauer und Stöckl.

Es könne nicht sein, dass Salzburg den Schaden habe, diesen auch korrekt weitermeld­e, die Schäden aufarbeite und für diese saubere Vorgangswe­ise bestraft werde. Eine Strafzahlu­ng würde auf massives Unverständ­nis in Österreich stoßen und der Akzeptanz der EU erhebliche­n Schaden zufügen.

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