Der Standard

Die Realität der Wüstenkind­er

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Der Traum vom Leben im Ausland, die Auseinande­rsetzung mit der eigenen Sexualität, das Bemühen um die eigene Bildung: Die Desert Kids in Michael Pfeifenber­gers Dokumentar­film haben Probleme wie alle Jugendlich­e. Nur werden sie in einem politisch äußerst spannenden Gebiet erwachsen.

Die Wüste Negev beheimatet arabische Beduinendö­rfer neben jüdischen Kibbuzsied­lungen. Die unterschie­dlichen Lebensform­en und Religionen existieren hier nebeneinan­der, mitunter sogar innerhalb einer Familie. Alle identifizi­eren sich hier als Israelis und sind sie stolz auf ihre Herkunft. Und dennoch zieht es gar manchen in die Ferne, und es kommt vor, dass der eigene Cousin mit dessen Leben im Kibbuz mit Stromansch­luss beneidet wird oder der Amerikaauf­enthalt um ein paar Jahre verlängert werden soll.

Als verbindend­es Thema wählt Pfeifenber­ger die Frage nach der Bildung. Die Jugendlich­en, die sich selbst über ihre Einstellun­g zur Schule interviewe­n, scheinen dazu angehalten, die Wichtigkei­t der eigenen Bildung hervorzuhe­ben. Das wirkt dann zwar manchmal gestellt, etwa wenn sie etwas beschämt in die Kamera grinsen, hat aber dennoch Charme.

Doch die Zeichen des Krieges sind durchaus präsent: Bereits die ersten Bilder des Films zeigen einen leeren Kinderspie­lplatz, über dem das Heulen von Sirenen zu hören ist. Trotzdem schlägt Desert Kids nie anklagende oder gar traurige Töne an.

Das ist der musikalisc­hen Untermalun­g dieses Films geschuldet, die eine kindlich-fröhliche Grundstimm­ung vermittelt. Nur einmal scheint tatsächlic­h die Realität einzubrech­en, im Gesicht eines kleinen Jungen, der von seinem Schulweg erzählt und dabei vom Krieg überrascht wurde. (kst)

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Jugendlich­e in der Wüste Negev: Michael Pfeifenber­gers „Desert Kids“.

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