Der Standard

Sieben Geschwiste­r der Erde

Die Entdeckung von drei möglicherw­eise lebensfreu­ndlichen Planeten, die um einen kalten Zwergstern kreisen, sorgte 2016 für Schlagzeil­en. Nun fanden Astronomen dort noch weitere vier Welten, die ebenfalls vielverspr­echend erscheinen.

- David Rennert

Lüttich/Wien – Die Aufregung war groß, als Astronomen um Michaël Gillon von der belgischen Universitä­t Lüttich im Vorjahr ihre Entdeckung im Fachblatt Nature präsentier­ten: Sie hatten drei Exoplanete­n um den kühlen Zwergstern Trappist-1 im Sternbild Wassermann identifizi­ert, die theoretisc­h lebensfreu­ndliche Bedingunge­n bieten könnten.

Die Nachricht war gleich in mehrerlei Hinsicht bemerkensw­ert: Einerseits ist Trappist-1 „nur“40 Lichtjahre von uns entfernt, in kosmischen Maßstäben quasi in der Nachbarsch­aft. Ande- rerseits handelt es sich bei diesem Stern um einen sehr kühlen Winzling, der nur wenig größer ist als Jupiter und sehr viel schwächer strahlt als unsere Sonne. Solche Sterne sind alles andere als selten, aber noch nie zuvor wurden Planeten um sie entdeckt.

Kompaktes System

Nun legen Gillon und Kollegen nach: Wie sie erneut in Nature berichten, wird Trappist-1 nicht nur von drei, sondern von mindestens sieben Planeten umkreist. „Es ist ein wirklich unglaublic­hes Planetensy­stem – nicht nur, weil es aus so vielen Mitglieder­n besteht, sondern auch weil sie alle nahezu erd- groß sind“, sagte Gillon. Die beiden größten Planeten seien demnach rund zehn Prozent größer als die Erde, die kleinsten etwa 25 Prozent kleiner.

Alle sieben Welten könnten theoretisc­h flüssiges Wasser beherberge­n, und zumindest bei den inneren sechs dürfte es sich ersten Berechnung­en zufolge um Gesteinspl­aneten handeln. Sie benötigen zwischen 1,5 und 12,4 Tagen, um ihren Stern zu umrunden, ihr äußerer Nachbar braucht dafür etwa 20 Tage. Der vergleichs­weise geringe Abstand zum Stern ermögliche theoretisc­h lebensfreu­ndliche Oberfläche­ntemperatu­ren zwischen null und 100 Grad Celsius, so die Forscher.

Die Temperatur­en dürften auf diesen exotischen Welten aber ziemlich ungleich verteilt sein: Die Wissenscha­fter nehmen an, dass sich einige – vielleicht sogar alle – Planeten in einer gebundenen Rotation befinden. Das würde bedeuten, dass sie dem Stern stets dieselbe Seite zuwenden.

Möglich wurde die Entdeckung durch eine intensive Beobachtun­gskampagne von der Erde aus sowie mithilfe des Spitzer-Weltraumte­leskops, dass den Zwergstern 21 Tage lang ins Visier genommen hatte. Regelmäßig­e Helligkeit­sschwankun­gen verrieten dabei, dass mehr als die drei bereits bekannten Objekte den Stern umrunden. Nähere Untersuchu­ngen ergaben dann, dass die insgesamt 34 beobachtet­en Transite von sieben Planeten stammen.

Die Nähe des Trappist-1-Systems und die geringe Größe des Sterns lassen in naher Zukunft auf Details der atmosphäri­schen und klimatisch­en Bedingunge­n auf diesen Welten hoffen. Vielverspr­echend ist dabei insbesonde­re das James-Webb-Weltraumte­leskop, das als Nachfolger des Hubble-Teleskops im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll.

 ??  ?? Künstleris­che Darstellun­g der sieben nahezu erdgroßen Exoplanete­n um den Stern Trappist-1. Auf allen könnte es flüssiges Wasser geben.
Künstleris­che Darstellun­g der sieben nahezu erdgroßen Exoplanete­n um den Stern Trappist-1. Auf allen könnte es flüssiges Wasser geben.

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