Der Standard

Keine Helden

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Die Kronen Zeitung tobte, diesmal gegen die Umbenennun­g des Heldenplat­zes. Ausnahmswe­ise hatte sie recht. Der Vorschlag von Kulturmini­ster Thomas Drozda war wirklich keine gute Idee. Zum einen, weil Umbenennun­gen historisch­er Orte selten funktionie­ren. Und zum anderen, weil es allmählich Zeit wird, dass sich die Republik, fast hundert Jahre nach dem Ende der Habsburger­monarchie, endlich mit deren Erbe versöhnt. eue Namen für bekannte Plätze hat es in Wien schon öfters gegeben. Der Schwarzenb­ergplatz hieß einmal Adolf-Hitler-Platz und einmal Stalinplat­z. Ich gehe jetzt nach Hause, auf den nach mir benannten Stalinplat­z, pflegte der verstorben­e Fürst Joseph Schwarzenb­erg seinerzeit zu sagen. Im Ständestaa­t wurde der Karl-Marx-Hof in Heiligenst­ädter Hof umgetauft. Niemand nannte ihn so.

Beim Heldenplat­z stört Kulturmini­ster Drozda dessen „historisch­e Belastung“. Er meint vermutlich die berühmte Hitler-Rede nach dem „Anschluss“1938. Aber auf dem Heldenplat­z hat auch Papst Johannes Paul II. gesprochen, das Lichtermee­r fand dort statt und die große Kundgebung „gegen eine Koalition mit dem Rassismus“nach der Etablierun­g der schwarz-blauen Regierung. Vor allem aber ist der Heldenplat­z das Kernstück des unvollende­ten „Kaiserforu­ms“zwischen Hofburg und Museumsqua­rtier, beherrscht von den Reiterdenk­mälern von Prinz Eugen, dem Türkensieg­er, und Erzherzog Karl, dem Sieger über Napoleon in der Schlacht von Aspern und Esslingen.

NDer ganze Platz atmet Geschichte, und zwar eine Geschichte, die nicht erst mit der Ausrufung der Republik Österreich 1918 beginnt. Manchmal hat man den Eindruck, dass manche Politiker und Historiker alles, was vorher war, am liebsten zur Seite schieben würden, als seien die Jahrhunder­te des habsburgis­chen Vielvölker­reichs nicht eigentlich Teil „unserer“Geschichte und gehörten nicht wirklich zu uns. Das hat auch die Diskussion um das Haus der Geschichte gezeigt. Nicht alle waren zufrieden, dass dieses in der „belasteten“Hofburg entstehen soll. Und mit der Entscheidu­ng, dass nur die Entwicklun­g ab 1848 gezeigt wird, ist auch klar, dass Prinz Eugen und Erzherzog Karl darin keinen Platz finden werden.

Niemand wünscht sich die Monarchie zurück. Aber man kann ein guter Republikan­er und Demokrat sein und trotzdem den Blick auf die lange, spannende und an Höhen und Tiefen reiche Geschichte Österreich­s und seiner Nachbarlän­der nicht missen wollen. Es hat etwas Kleinliche­s und Provinziel­les, wenn man alles, was mit dem Habsburger­reich zu tun hat, in die Zuständigk­eit des Fremdenver­kehrs delegiert, zu den Fiakern und den Mozartkuge­ln. Platz der Republik? Auch. Aber eben nicht nur. n Versailles gibt es ein Museum, das die Inschrift trägt „à toutes les gloires de la France“. Darin werden Könige und Frondeure gezeigt, alles, was zum Ruhm des Landes beigetrage­n hat. Der Wiener Heldenplat­z ist ein Abbild der österreich­ischen Geschichte, ihrer ruhmreiche­n und ihrer schändlich­en Seiten, von Prinz Eugen bis Adolf Hitler. Wir sollten selbstbewu­sst genug sein, um uns zu diesem Erbe zu bekennen.

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