Der Standard

Keine Bühne für Pilz

Der Aufklärung der Eurofighte­r-Anschaffun­g stehen andere Interessen entgegen

- Michael Völker

Mit den herandräue­nden Festspiele­n von Peter Pilz als Alleinunte­rhalter in einem parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss wird offenbar niemand so recht glücklich. Selbst die Grünen nicht, deren Erscheinun­gsbild derzeit fast ausschließ­lich von den Auftritten ihres Sicherheit­ssprechers geprägt wird. Wenn die Grünen auf absehbare Zeit auf den Kampf von Pilz gegen die Eurofighte­r reduziert werden, kann das auch nicht im Interesse von Parteichef­in Eva Glawischni­g sein.

Bei den Freiheitli­chen ist die Vorfreude ebenfalls verhalten. Sie fürchten abseits der Aufklärung über die umstritten­e Anschaffun­g der Kampfjets und deren komplizier­te Vertragsge­staltung ein „Affentheat­er“, wie es FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wenig schmeichel­nd ausdrückte. Die FPÖ wäre in einem Ausschuss bestenfall­s Staffage. Abgesehen von einer staatspoli­tischen Verantwort­ung, in die man die FPÖ bei der Aufklärung über die Beschaffun­gsvorgänge nehmen könnte, hätte sie dabei nichts zu gewinnen. Und staatspoli­tische Verantwort­ung ist bekanntlic­h nicht eine der Stärken der FPÖ. Daher ist es nur logisch, dass Strache die Einsetzung eines Ausschusse­s zumindest verzögern, wenn nicht gar verhindern will.

Da spielt die ÖVP gerne mit. Sie hat am wenigsten Interesse an einem Ausschuss. Parteichef Reinhold Mitterlehn­er hat die Wahrheit gelassen ausgesproc­hen: Er wolle kein „schwarzbla­ues Bashing“.

Zwiegespal­ten ist die Rolle der SPÖ. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil will einen Ausstieg aus der Eurofighte­r-Beschaffun­g herbeiführ­en oder zumindest einen Teil der Kosten zurückerst­attet bekommen. Dazu braucht er keinen Ausschuss. Seine Belege für das angeblich betrügeris­che Handeln von Airbus hat er beisammen, die Argumentat­ionslinie steht. Die Republik sei über den Tisch gezogen worden. Dabei hat offenbar sein Vorvorgäng­er Norbert Darabos kräftig mitgeholfe­n. Die von ihm ausverhand­elte Vertragsän­derung im Jahr 2007, die Österreich erst richtig in die Bredouille brachte, ist ein Angelpunkt in der Argumentat­ionskette von Doskozil. Und diese wird von Darabos aus purem Selbstschu­tz unterlaufe­n, wenn er behauptet, dass die eine Tranche so gut gewesen wäre wie die andere.

Überlegung­en in der SPÖ, dass sich das Theater um die Eurofighte­r gut in einen anlaufende­n Wahlkampf fügen könnte, werden von der Aussicht auf ein Match Doskozil gegen Darabos ad absurdum geführt. Selbst wenn die SPÖ Darabos fallen lässt, wofür es Anzeichen gibt, kann das der Partei nur schaden. Zur betrügeris­chen Absicht von Airbus, wie sie jetzt behauptet wird, gehört auch einer, der das mit sich geschehen lässt. Das wäre Darabos – in völliger Ahnungslos­igkeit, was nicht für ihn spräche, oder in der Ahnung, dass dies von Nachteil für die Republik sein könnte. Darabos exeku- tierte damals den Auftrag von Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer, der um jeden Preis eine akute Kostenredu­ktion herbeiführ­en wollte, egal, welche Auswirkung­en das haben könnte.

Die politische Verantwort­ung für den Eurofighte­r-Schlamasse­l ist nicht allein bei der schwarz-blauen Regierung unter Wolfgang Schüssel im Jahr 2002 zu finden, sondern auch bei Gusenbauer und Darabos zu suchen. Auch das wird die Euphorie der SPÖ für einen Ausschuss erheblich bremsen. Damit steht Pilz in seinem Drängen nach Aufklärung und einer passenden Bühne ziemlich alleine da.

Newspapers in German

Newspapers from Austria