Der Standard

Viele Debüts und ein Comeback auf dem 61. Opernball

Der 61. Wiener Opernball ist von neuen Gesichtern geprägt. Neben 144 Tanzpaaren debütieren auch Organisato­rin Maria Großbauer, Bundeskanz­ler Christian Kern und Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen. Erstmals dirigiert eine Frau die Eröffnung.

- Andreas Hagenauer Oona Kroisleitn­er

Der 61. Wiener Opernball, hier ein Bild der Generalpro­be des Staatsoper­nballetts, war der erste für viele: Neben 144 Tanzpaaren auf dem Parkett der Staatsoper traten Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Bundeskanz­ler Christian Kern und Ballorgani­satorin Maria Großbauer erstmals in ihren offizielle­n Rollen auf. Der erkrankte Dirigent Semyon Bychkov überließ den Taktstock Speranza Scappucci und damit der ersten Frau in der Geschichte der Veranstalt­ung. Baumeister Richard Lugner hingegen lotste mit Goldie Hawn zum bereits 26. Mal einen Stargast in den „schönsten Ballsaal der Welt“. 30 Jahre nach der ersten Opernballd­emo stand nach längerer Pause auch wieder ein Comeback der Proteste auf dem Programm.

Wien – Bei der Generalpro­be zum 61. Wiener Opernball fehlten Mittwochab­end nicht nur die Krönchen und Sträußchen der Debütantin­nen, auch der Tanzpartne­r ging während der vielen Seitenwech­sel öfters mal verloren. „Das gehört dazu, sie sind ja alle nervös. Aber es geht nicht um Perfektion, sondern um Emotion“, sagt die sichtlich gerührte Ballorgani­sato- rin Maria Großbauer im Gespräch mit dem STANDARD: „Für mich ist es eine Melange an Gefühlen, ich wusste gar nicht, dass man so viel auf einmal fühlen kann.“

Für die 35-jährige Großbauer ist es die Premiere als Organisato­rin, sie löste im vergangene­n Jahr Desirée Treichl-Stürgkh ab. „Ich bin voller Vorfreude, es ist wirklich fasziniere­nd, wie sich am Schluss alles zusammenfü­gt.“Denn nach mehreren Probedurch­läufen saß bei den Debütanten schließlic­h auch das Handküssch­en am Ende der Eröffnungs­polonaise.

„Das war meine Schuld“, sagt Hanna Gumpinger zu ihrem Partnerver­lust in der ersten Reihe während der Probe für die Polka des Jungdamen- und Jungherren­komitees: „Ich hab in die falsche Richtung geschaut und dann war alles kurz ein Chaos.“Für Gumpinger ist der Opernball, der erste „richtige Ball, außer einem Schulball“, den sie eröffnet. Als Kind tanzte sie im Ballett der Staatsoper, seither war es für die 20-Jährige ein Traum den „Ball der Bälle“einmal zu eröffnen. „Es ist etwas Wunderschö­nes, ich habe die Eröffnung immer gesehen und wollte ein Teil davon sein.“

Doch der Weg eine der 288 Debütanten zu werden, ist gar nicht so einfach. Die Hälfte der Tanzpaare kommt aus Wien. Jeder Einzelne muss im Gustav-MahlerSaal der Oper vortanzen. Ein Viertel der Paare kommt aus den Bundesländ­ern und der Rest kommt aus dem Ausland. Dort stellen sie in lokalen Tanzschule­n ihr Können auf die Probe. Ist man einmal dabei, heißt es üben. In der Woche vor dem Opernball proben dann auch alle Paare gemeinsam. In vier Einheiten mit jeweils einer Dauer zwischen vier und sechs Stunden.

Und wie kommt man ganz nach vorne in der Polonaise? „Die ersten vier Reihen sind, sagen wir, Freunde der Oper“, sagt Gumpinger. „Industriel­lenvereini­gung, Verwandte, so was“, ergänzt ihr Tanzpartne­r Cosimo. Gumpinger hat es nach vorne geschafft, weil sie auch das Gesicht der Debütantin­nen ist. „Ich bin das Model für die Krönchen“, sagt sie lächelnd. Die von Karl Lagerfeld in Anlehnung an die Donauwelle gestaltete Tiara, die alle 144 Debütantin­nen tragen, sitze übrigens „wirklich gut“. Sie wird schließlic­h auch in einer Prozedur von durchschni­ttlich 75 Minuten in die Haare, die heuer ebenfalls alle gleich gemacht werden, eingefloch­ten. „Ich hatte ein bisschen Angst, dass sie runterfäll­t, aber sie sitzt so bombenfest, die kann man nicht mal runterreiß­en oder stehlen“, sagt Gumpinger.

Ball der kleinen Premieren

Neue Gesichter sieht der Ball heuer auf jeden Fall. In der Regierungs­loge nimmt erstmals Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) Platz, der den Ball schon als ÖBBChef besucht hatte. Für Bundespräs­identen Alexander Van der Bellen ist es überhaupt eine Premiere, Staatsgäst­e wurden weder von Van der Bellen noch Kern eingeladen. Dafür kommen Schauspiel­erin Goldie Hawn in die Loge von Baumeister Richard Lugner und IWF-Direktorin Christine Lagarde, eingeladen von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP).

Hinter dem Dirigenten­pult mussten die Organisato­ren eine Absage verkraften: Der Russe Semyon Bychkov ist krank und überlässt den Dirigierst­ab Speranza Scappucci. Die 43-jährige Römerin ist damit die erste Frau, die den Takt für das Opernballo­rchester vorgibt.

Für Begeisteru­ng sorgte schon bei der Generalpro­be Startenor Jonas Kaufmann. Der Münchner intoniert La fleur que tu m’avais jetée aus der Oper Carmen sowie Dein ist mein ganzes Herz von Franz Lehár. Bevor Kaufmann das Parkett betritt, zeigt allerdings das Wiener Staatsball­ett unter der Leitung von Choreograf Lukas Gaudernak den Walzer Künstlerle­ben von Johann Strauß (Sohn).

So eine Opernballe­röffnung dauert also ihre Zeit, vor allem für die Debütanten. „Das Schlimmste ist das lange Stehen“, sagt Gumpinger. Erlöst wird wie jedes Jahr mit dem Ausruf: „Alles Walzer!“. pTicker- Nachlese, Ansichtssa­che:

derStandar­d.at/Opernball

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 ??  ?? Das Wiener Staatsoper­nballett eröffnet den 61. „Ball der Bälle“heuer mit einem Walzer von Johann Strauß. Jonas Kaufmann singt, und Maria Großbauer organisier­t erstmals.
Das Wiener Staatsoper­nballett eröffnet den 61. „Ball der Bälle“heuer mit einem Walzer von Johann Strauß. Jonas Kaufmann singt, und Maria Großbauer organisier­t erstmals.
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