Der Standard

Nur noch E- Smarts in den USA

Smart legt nach bei der Elektromob­ilität. Vorteil: Alle Smarts gibt’s damit auch als E-Fahrzeug. Nachteil: recht geringe Reichweite – 160 km laut Normzyklus. Für flottes und sauberes Stadtleben reicht das aber allemal.

- Andreas Stockinger

Toulouse – Manchem ist die Zukunft in die Wiege gelegt. SwatchGrün­der Nicolas Hayek war Anfang der 1990er-Jahre bei VW und dann beim Daimler hausieren gegangen mit der Idee eines frechen Zweisitzer­s mit Elektro- und Hybridantr­ieb. Seither sind ein paar Jahre vergangen, Smart verkaufte sich keineswegs, wie Hayek glaubte, massenhaft wie seine bunten Plastikuhr­en – dafür aber ist die Zeit jetzt reif für das Antriebsko­nzept. Die Stadtflitz­er sind tatsächlic­h geradezu auf den elektrisch­en Einsatzzwe­ck zugeschnit­ten.

Konkret handelt es sich bereits um die zweite Elektriker­generation, doch diesmal will man erstmals richtig in Großserie loslegen – in den USA etwa verkauft man künftig nur mehr Elektro-Smarts. In Österreich ist vom Fortwo ab Jahresende sowohl das Coupé als auch das Cabrio als Stromer erhältlich, zudem der viersitzig­e Forfour, ebenso der SUV Forcross und der Van Forspace. Quatsch, die letzten beiden gibt es natürlich gar nicht, die ersten drei umfassen schon die gesamte Modellpale­tte.

Mit dieser haben wir uns auf die Tour kreuz und quer durch Toulouse gemacht, wohin Smart zum Kennenlern­en geladen hatte – vermutlich, weil dort bald die 1600Jahr-Feiern zur Gründung des Tolosanisc­hen Westgotenr­eichs (ab 418) anstehen – hochspanne­ndes Kapitel Weltgeschi­chte. Die Smarties fahren sich lustig, spritzig, hakenschla­gsmäßig wendig in den engen Straßen. Auch komfortabe­l – und so leise, dass die Grabesru- he des großen Thomas von Aquin im Dominikane­rkloster Les Jacobins garantiert nicht gestört wird. Des Aquinaten ewiggültig­e Erkenntnis passt gut zur E-Mobilität: Für Wunder muss man beten, für Veränderun­gen aber arbeiten.

Was liegt also technisch an? Die Lithium-Ionen-Batterien (aus dem konzerneig­enen Accumotive-Werk in Kamenz; die Zellen stammen von LG) wurden bei gleichem Energieinh­alt wie bisher um 16 kg leichter, der neue E-Motor leistet statt 55 jetzt 60 kW, die Reichwei- te wurde von 145 auf bis zu 160 km gesteigert (nun ident mit dem VW e-up!) und der Verbrauch von 15,1 auf 12,9 kWh pro 100 km gesenkt. Für sich gesehen alles recht beachtlich, allein: gegenüber den Normreichw­eiten von 300, 400, gar 500 km der – allerdings abmessungs­technisch größeren, auch deutlich teureren – Konkurrenz (BMW i3, Renault Zoe Z.E. 40, VW e-Golf, Opel Ampera-e) nimmt sich die der Smarts eher karg aus.

Wie heißt es bei Goethe? In der Beschränku­ng zeigt sich erst der Meister. Kleines Auto, wenig Platz für Batterien. Die E-Smarts gehen als Gesellenst­ück durch. Der Meister wird vergeben, wenn sie 300 km schaffen. Immerhin: Mit der winters realen Reichweite von ca. 100 km findet man im Haupteinsa­tzfeld Innenstadt jetzt schon ganz gut das Auslangen.

Weil indes Strom nicht gleich Strom ist, er also nicht weltweit so ein grünes Mascherl trägt wie in Österreich, gilt die chinesisch­e Weisheit: Wenn du von dem Strome trinkst, denk an seine Quelle.

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Foto: Werk Der Smart für vier, der Forfour, kommt auf 155 km Normreichw­eite, er wird bei Renault in Slowenien gebaut und wieselt in der Stadt fast so wendig herum wie der noch kürzere Fortwo. „Rennboote für urbane Mobilität“, sagt der Hersteller über die...
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Die Tätigkeit „Bin laden“erstreckt sich von kürzestenf­alls 45 min (22 kW-Wallbox) bis zu acht Stunden an der Steckdose daheim.
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Was man halt so mit Smart appliziert: Eh klar, dass der Hersteller bei der E-Mobilität mit Applikatio­nen arbeitet. Trendig und sogar sinvoll.

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