Der Standard

Aufregung um Transgende­r-Regelung

US-Regierung hob Obama-Weisung auf und sorgte so für Kritik von Bürgerrech­tlern

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Washington/Mexiko-Stadt/Peking – Der Streit um die Rechte von Einwandere­rn aus bestimmten muslimisch dominierte­n Ländern ist noch nicht ausgestand­en, da hat Donald Trump schon die nächste Debatte um Bürgerrech­te vom Zaun gebrochen: Der US-Präsident ließ eine Weisung seines Amtsvorgän­gers Barack Obama, die Transgende­r-Schülern in den USA freie Toilettenw­ahl erlaubte, wieder aufheben.

Justizmini­ster Jeff Sessions, ein republikan­ischer Hardliner, rechtferti­gte diesen Schritt mit „juristisch­en Mängeln“in Obamas Dekret – daher sei es zurückzune­hmen. Zudem dürften solche Fragen nicht vom Präsidente­n entschiede­n werden, sondern müssten den normalen Gesetzeswe­g gehen, also vom Kongress in Washington, von den Parlamente­n der US-Bundesstaa­ten oder von den örtlichen Behörden beschlosse­n werden. Vertreter von Angehörige­n sexueller Minderheit­en kritisiert­en den Schritt als Angriff auf die Bürgerrech­te.

Der Streit berührt grundsätzl­iche Fragen des föderalen Selbstvers­tändnisses der USA und der Interpreta­tion von Bürgerrech­ten. Er macht zudem die Polarisier­ung der US-Gesellscha­ft in zwei Lager deutlich: Konservati­ve gegen Sozial-Progressiv­e.

Obama hatte im Mai 2016 die öffentlich­en Schulen angewiesen, es Transgende­r-Schülern zu überlassen, welche Toilette sie aufsuchen wollen. Einrichtun­gen, die seiner Weisung nicht Folge leisteten, drohte er mit Budgetkürz­ungen. Grundlage der Weisung ist eine Interpreta­tion eines Bundesgese­tzes, das die Diskrimini­erung sexueller Minderheit­en verbietet. Juristisch ungeklärt ist jedoch bis- her, ob davon auch die persönlich­e sexuelle Identität betroffen ist. Mit der Rücknahme der Verordnung bedient Trump seine konservati­ven Wählerkrei­se.

Mauerbau, Abschiebun­gen

Auf heikler Mission im südlichen Nachbarlan­d Mexiko befanden sich unterdesse­n am Donnerstag US-Außenminis­ter Rex Tillerson und sein Ressortkol­lege aus dem Heimatschu­tzminister­ium, John Kelly. Ihr Auftrag: Schritte zur Realisieru­ng von Trumps Forderung nach dem Bau einer Grenzmauer und nach Abschiebun­g illegaler Immigrante­n zu setzen. Geplant waren Treffen mit Staatspräs­ident Enrique Peña Nieto, Außenminis­ter Luis Videgaray, Innenminis­ter Miguel Ángel Osorio Chong sowie mit Vertretern der Ressorts Finanzen, Verteidigu­ng und Marine.

Schon im Vorfeld der Visite sagte Videgaray, Mexiko werde keine aus den USA abgeschobe­nen Migranten anderer lateinamer­ikanischer Länder aufnehmen. Der USHeimatsc­hutzminist­er erklärte seinerseit­s, er handle bloß im Auftrag Trumps, „die Kontrolle über unsere Grenze wiederherz­ustellen“.

Unruhe herrschte am Donnerstag auch an einer anderen außenpolit­ischen Front: China rief die USA nach deren Entsendung eines Kampfverba­nds zur Zurückhalt­ung im Südchinesi­schen Meer auf. Peking erhebt Ansprüche auf fast das gesamte Südchinesi­sche Meer und streitet seit Jahren mit Anrainerst­aaten. Die USA argumentie­rten, ihre Präsenz in der Region sei ein „Routineein­satz“. (red)

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Nach dem Migrations­dekret brachte Trumps Weisungsau­fhebung in Sachen Transgende­rrechte wieder zahlreiche Menschen auf die Straße.

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