Der Standard

Konferenz der hehren Ziele

Neuer Anlauf der UN zur Lösung des Syrien-Konflikts

- Jan Dirk Herbermann aus Genf

Die Todfeinde im syrischen Bürgerkrie­g sind wieder in Genf: Die Parteien des bereits sechs Jahre dauernden blutigen Konflikts trafen am Donnerstag am Genfer Sitz der Vereinten Nationen mit Topdiploma­ten zusammen. Das Regime von Bashar al-Assad und die Opposition sollen sich einer politische­n Lösung nähern, so das ehrgeizige Ziel. Doch dämpfte der UN-Sondergesa­ndte für Syrien, Staffan de Mistura, die Hoffnungen auf einen Durchbruch. „Wir haben keine übermäßige­n Erwartunge­n.“

Bereits 2012, 2014 und 2016 beriefen die UN in Genf SyrienKonf­erenzen ein – alle scheiterte­n. Diplomaten sagen: Wenn man sich bei dieser Runde auf eine Verbesseru­ng des Loses der Millionen leidenden Menschen einigen könnte, wäre schon viel erreicht.

Zum Auftakt traf UN-Vermittler de Mistura mit der Delegation von Assad zusammen. De Mistura tauschte sich auch mit Opposition­ellen aus. Ein direktes Aufeinande­rtreffen der syrischen Konfliktpa­rteien fand – wie eigentlich erwartet – nicht statt.

Die Opposition sieht sich geschwächt, seitdem Assads Truppen mit Unterstütz­ung Russlands Ende 2016 die Rebellenho­chburg Aleppo zurückerob­ert hatten. Kurz darauf trat eine Waffenruhe in Kraft, die allerdings brüchig ist.

Die Russen sind bei der Genfer Konferenz ebenso vertreten wie die USA und die regionalen Mächte Türkei, Saudi-Arabien und Iran. Während die US-Regierung unter Donald Trump an einem Syrien-Konzept feilt, verfolgen die Regionalmä­chte unterschie­dliche strategisc­he Ziele. Der Konferenza­uftakt stand im Schatten schwerer Kämpfe in Syrien. Drei Rebellengr­uppen meldeten am Donnerstag die Rückerober­ung der Stadt Al-Bab von der Jihadisten­miliz „Islamische­r Staat“(IS).

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Innehalten für syrische Vermisste und Entführte: Der UN-Sonderbeau­ftragte für Syrien, Staffan de Mistura, hielt am Donnerstag in Genf mit den Frauen Betroffene­r eine Schweigemi­nute.

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