Der Standard

OSZE erhöht Präsenz in der Ukraine

Trump-Team liebäugelt­e mit Rückkehr von Expräsiden­t Wiktor Janukowits­ch

- André Ballin

Kiew/Moskau – Die Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) baut ihre Beobachter­mission in der Ukraine aus. Das teilte Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz mit, der derzeit den Vorsitz der Organisati­on innehat. Damit soll sowohl das technische Potenzial der Mission gestärkt als auch die Anzahl der Patrouille­n entlang der Front erhöht werden. Bisher waren die Beobachter wegen Personalma­ngels und fehlender Ausrüstung gezwungen, zum eigenen Schutz nachts das Monitoring weitgehend einzustell­en. Von den jetzt etwa 700 internatio­nalen Beobachter­n in der Ukraine sind rund 600 im Donbass stationier­t.

Schon im Jänner hatte der Leiter der Ukraine-Mission, Ertugrul Apakan, eine Aufstockun­g gefordert. Akut wurde die Lage Ende Jänner, Anfang Februar, als sich der Konflikt zwischen den ukrai- nischen Truppen und den prorussisc­hen Rebellen dramatisch zuspitzte. Bei den Auseinande­rsetzungen gab es dutzende Tote auf beiden Seiten. Unter den Opfern waren auch Zivilisten.

In Donezk versammelt­en sich anschließe­nd über tausend Menschen vor dem OSZE-Hotel mit Plakaten wie „OSZE, mach die Augen auf“und „Hug, sag die Wahrheit“. Alexander Hug ist Leiter der Beobachter­mission. Die Menge forderte die Beobachter auf, Beschuss von ukrainisch­er Seite besser zu dokumentie­ren. Allerdings gibt es auch Berichte darüber, dass ein Teil der Demonstran­ten zur Teilnahme genötigt wurde.

Brisanter „Friedenspl­an“

Auch wenn sich die militärisc­he Lage inzwischen leicht entspannt hat und unter Vermittlun­g der OSZE ein erneuter Abzug schwerer Waffen vereinbart wurde, bleibt die Lage im Donbass fragil. Derweil wurde in ukraini- schen Medien ein brisanter „Friedenspl­an“für die Krisenregi­on publik, der von Donald Trumps ehemaligem Wahlkampfm­anager Paul Manafort stammen soll. Manafort, der von 2004 bis 2010 als Berater für den damaligen Premier und späteren Präsidente­n Wiktor Janukowits­ch gearbeitet hat, soll demnach dessen Rückkehr in die Ukraine zur Lösung des DonbassPro­blems vorgeschla­gen haben.

Kern des Plans: Janukowits­ch sollte gemeinsam mit seinem ehemaligen Kanzleiche­f Sergej Ljowotschk­in, der inzwischen für den Opposition­sblock in der Rada sitzt, die Gebiete Donezk und Luhansk regieren, um einen Ausgleich zwischen den verfeindet­en Positionen zu schaffen.

Angesichts der Tatsache, dass Janukowits­ch inzwischen auch im Osten der Ukraine höchst unpopulär ist, wäre ein Erfolg dieses Plans unwahrsche­inlich. Ausgedacht ist die Geschichte wohl dennoch nicht. Immerhin hat sie Ma- naforts langjährig­er Vertrauter in der Ukraine, Konstantin Kilimnik, in einem Interview dargelegt. Aufhorchen lässt außerdem, dass Janukowits­ch nach eigener Aussage vom Dienstag Trump in einem Brief aufgeforde­rt hat, ein Ende des Kriegs in der Ostukraine herbeizufü­hren.

Manafort musste letztendli­ch wegen seiner Ukraine- und Russlandve­rbindungen den Posten als Wahlkampfm­anager Trumps aufgeben. Ob das Thema in der USAdminist­ration damit vom Tisch ist, bleibt unklar. Trumps Äußerungen zur Ukraine-Strategie sind widersprüc­hlich.

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Foto: AFP / Natalia Kolesnikov­a Wiktor Janukowits­ch wandte sich per Brief an das Weiße Haus.

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