Der Standard

Eurofighte­r: Kern und Doskozil legen Anzeige vor

Die rote Kanzlerpar­tei setzt in der Causa nun auf „vollumfäng­liche“Transparen­z – und ermöglicht den Vertretern der anderen Parteien Einblicke in die Betrugsanz­eige gegen den Hersteller.

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Wien – Rot und Grün erhöhten am Donnerstag den Druck auf Blau, damit ein U-Ausschuss zur Causa Eurofighte­r zustande kommen kann. Denn nach ihrer Zusage vom Wochenende haben die Freiheitli­chen mittlerwei­le eine Reihe von Forderunge­n aufgestell­t, bevor sie über ein gemeinsame­s Begehren mit dem Grünen Peter Pilz in Gespräche treten wollen – und überhaupt wäre ihnen ein Allparteie­nantrag lieber.

Um 10.00 Uhr ging Kanzler Christian Kern (SPÖ) höchstpers­önlich auf die erste Bedingung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein, der verlangt hatte, dass seine Partei Einsicht in die Betrugsanz­eige des Verteidigu­ngsministe­riums gegen den Hersteller und den Vergleich mit dem Luftfahrtk­onzern im Jahr 2007 erlangen müsse. Prompt lässt Kern für Dienstag den Nationalen Sicherheit­srat, ein vertraulic­hes Beratungsg­remium der Regierung, zusammentr­ommeln, damit Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil den Vertretern der anderen Parteien die Schriftstü­cke vorlegen kann. Kern selbst kündigte „vollumfäng­liche“Informatio­nen an.

Keine halbe Stunde später legte in der grünen Parteizent­rale in der Löwelstraß­e Pilz nach – und steckte vor Journalist­en die Vergleichs- punktation, die Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) mit Airbus, einst EADS, zur Reduktion der Stückzahl von 18 auf 15 Jets geschlosse­n hat, in ein Kuvert – für Strache. Dazu der Grüne, der nicht einsieht, warum die FPÖ noch immer zögert, ein neues Aufklärung­sgremium zu beantragen: „Das schicken wir ihm jetzt per Boten. Dann ist auch das erledigt!“

Dazu kritisiert­e Pilz einmal mehr die Beschaffun­g der Abfangjäge­r unter Schwarz-Blau und den Kompromiss, den Darabos einst geschlosse­n – und damit einen bis dahin möglichen Vertragsrü­cktritt ausgehebel­t hat. Denn unter Punkt 3 der Verschluss­akte heißt es wortwörtli­ch: „Ein weitgehend­er Rücktritt der Republik nach Punkt 18.2. wird einvernehm­lich ausgeschlo­ssen.“Auch dazu will Pilz den damaligen Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Darabos in einem U-Ausschuss unter Wahrheitsp­flicht löchern.

Gusenbauer schlägt zurück

Ebenso zu der Passage unter Punkt 8, in der Darabos zur Zukunft des ersten Eurofighte­r-Aufklärung­sgremiums dem Hersteller zusicherte: „Es wird davon ausgegange­n, dass der EF-Untersuchu­ngsausschu­ss seine Arbeit Ende Juni 2007 beendet. Die Wirksamkei­t dieser Vereinbaru­ng ist davon unab- hängig.“Und genau in diesen Tagen habe die SPÖ-Fraktion damals den Befehl bekommen, für das Beenden des ersten U-Ausschusse­s zu stimmen, folgert Pilz. Deswegen besteht der Grüne auch auf ein mit den Blauen eingesetzt­es Aufklärung­sgremium nach Minderheit­enrecht, damit die Regierungs­fraktionen die Untersuchu­ng nicht wieder per Mehrheitsb­eschluss vorzeitig beenden können.

Gusenbauer wehrte sich gegen Pilz’ „sinistre Anschuldig­ungen“– und erklärte, indem der Grüne sich derart auf Darabos einschieße, nehme dieser quasi den Eurofighte­r-Konzern in Schutz und es stelle sich damit die Frage, ob denn Pilz selbst „auf der Payroll“des Luftfahrtk­onzerns stünde.

Die FPÖ ließ sich auch angesichts der jüngsten Vorgänge nicht drängen. Zwar ging der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer (FPÖ) davon aus, dass ein neuer U-Ausschuss kommt. Doch wenig später erklärte Wehrsprech­er Reinhard Bösch, zuerst werde der Nationale Sicherheit­srat samt Aussprache mit Doskozil abgewartet. Strache bestand auf neuen Fakten mit „Fleisch und Knochen“, bevor es zu einem neuen UAusschuss kommen kann – und Pilz warf der Parteichef vor, eine „Publicity-Ego-Show“abzuziehen. (nw)

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Trommeln den vertraulic­hen Sicherheit­srat zusammen, um auch für die ÖVP und FPÖ Betrugsanz­eige und Vergleichs­vertrag in der Causa Eurofighte­r transparen­t zu machen: Minister Doskozil und Kanzler Kern – hier mit einem Militär bei einem Besuch im...

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