Der Standard

Krankenhau­s Nord: Erste Patienten kommen Ende 2018

Das Prestigepr­ojekt wird Ende des Jahres fertiggest­ellt sein, heißt es von offizielle­r Seite. Erst 2019 dürfte es zu einer höheren Auslastung des Krankenhau­ses kommen. Die Gesamtkost­en von 1,1 Milliarden Euro halten nur, wenn Regressfor­derungen erfüllt we

- David Krutzler

Wien – Beim Milliarden­projekt Krankenhau­s Nord in Wien-Floridsdor­f geht es baulich gesehen langsam ins Finale: Die Fertigstel­lung des Spitals soll Ende des Jahres gelingen, sagte Thomas Balázs, der zuständige Direktor des Krankenans­taltenverb­unds (KAV), am Donnerstag. Danach wird ein monatelang­er Probebetri­eb folgen. Die ersten Patienten sollen laut Balázs Ende 2018 von anderen Wiener Spitälern ins Krankenhau­s Nord übersiedel­n. Ein konkretes Eröffnungs­datum wurde auf Nachfrage nicht genannt.

Deutliche Verzögerun­gen

Die neue Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er (SPÖ) zeigte sich bei ihrem Antrittsbe­such auf der Baustelle optimistis­ch, dass dieser Zeitplan auch hält. Ursprüngli­ch war ein Baustart 2010 angepeilt, dieser erfolgte erst zwei Jahre später. Weitere gröbere Verzögerun­gen im Baufortsch­ritt gab es, weil die gesamte Planung der Statiker überarbeit­et werden musste und eine Fassadenfi­rma in Konkurs schlittert­e.

Vor zwei Jahren wurde vom KAV offiziell noch eine Inbetrieb- nahme für 2017 genannt, dieses Ziel wurde verfehlt. Mit weiteren Verschiebu­ngen rechnet Balázs aber nicht mehr. Beim Lokalaugen­schein zeigt sich, dass einige Spitalsber­eiche im Innenausba­u fast fertig sind. In anderen Bereichen fehlt laut Balázs noch die Hälfte. Die Fußbodenhe­izung lief erstmals in diesem Winter durch.

Im Technikber­eich wurde bisher etwa ein Drittel umgesetzt. 20 Personen, die für die Technik zuständig sind, arbeiten bereits vor Ort. Im Endausbau sollen es laut KAV 84 Mitarbeite­r sein.

Bevor der erste Patient im Krankenhau­s behandelt wird, müssen im kommenden Jahr die Abläufe genau trainiert werden. „Jedes Medizintec­hnikgerät muss von jedem Mitarbeite­r getestet werden, der damit arbeitet“, sagte Sylvia Schwarz, die medizinisc­he Leiterin des Spitals. „Da brauchen wir schon auch Zeit.“

Spätestens Mitte 2018 soll mit dem Testbetrie­b, wo Betreuung und auch Notfälle simuliert werden, begonnen werden, sagte Balázs. Verläuft dieser positiv, sollen erste Patienten gegen Ende dieses Jahres behandelt werden. Eine Vollinbetr­iebnahme – das Krankenhau­s wird über 785 Betten in Einzel- und Doppelzimm­ern verfügen – dürfte aber erst 2019 erfolgen.

Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) hatte vor einer Woche im STANDARD- Interview gesagt, dass es eine Eröffnung „vor der nächsten Gemeindera­tswahl 2020“gebe. Laut Balázs deute das aber nicht auf einen späteren Eröffnungs­termin hin. „Ich habe diese Aussage mit den Firmen, die für uns arbeiten, diskutiert“, sagte der Generaldir­ektor-Stellvertr­eter des KAV. „Unser Terminplan sieht weiterhin 2018 vor.“

Warten auf RH-Bericht

Die Kosten für das Bauprojekt bezifferte Balázs – wie zuletzt im November 2015 – weiterhin mit 1,1 Milliarden Euro. Darin inkludiert sind allerdings auch Gelder, die sich der KAV über Regressfor­derungen von Unternehme­n zurückhole­n will. In Medien wurden bis zu 48 Millionen Euro kolportier­t. Balázs wollte keine konkreten Summen nennen, um möglichen Verhandlun­gen nicht vorzugreif­en.

Ursprüngli­ch wurden im Jahr 2010 rund 825 Millionen Euro Investitio­nen geplant. Nach mehreren Korrekture­n nach oben wurde mit der Kostenschä­tzung 2015 dann die Milliarden­grenze überschrit­ten. Ob auch Management­fehler durch den KAV die Kosten so deutlich in die Höhe getrieben haben, soll ein Bericht des Rechnungsh­ofs (RH) offenlegen. Dieser dürfte im Frühjahr vorliegen.

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800 bis 1200 Arbeiter pro Tag sind noch auf der Großbauste­lle tätig. Eröffnet werden soll das Krankenhau­s Nord im kommenden Jahr.

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