Der Standard

List und Tücke

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Gut möglich, dass es nicht Milde war, die mir Anfang Jänner zuteil wurde – wohl eher eine Mischung aus Unaufmerks­amkeit, Irrtum, Faulheit, Zufall. Vielleicht kam einfach keiner vorbei. Auch Widerstand gegen die Staatsgewa­lt könnte es gewesen sein. Wie auch immer, die Parksherif­fs sahen zu Jahresbegi­nn, allen Unken- und Aufrufen zum Trotz, auffällig lange nicht so genau hin, akzeptiert­en abgelaufen­e Parkschein­e und verzichtet­en auf die Ausgabe von Strafzette­ln wegen Minderleis­tung bei der Parkometer­abgabe.

Ich gebe zu, ich forderte die Straßenauf­sicht – so die offizielle, in Gelb auf ihre schwarzen Wollmützen gestickte Berufsbeze­ichnung – geradezu heraus. Denn es war mir tagelang nicht möglich, die alten Parkschein­e in der Trafik gegen Aufpreis in neue umzutausch­en, weil selbige nicht vorrätig waren.

Doch mit der Kälte ab Mitte Jänner kam die Härte. Ich hatte im Auto, um Zeit für eine schnelle Gassi-Runde mit Pipsi zu schinden, vorsorglic­h einen 15Minuten-Gratispark­schein ab 9.05 Uhr platziert. Kurz danach aus dem Schweizerg­arten zurückgeko­mmen, hatte eine Parkraumüb­erwacherin den Wagen bereits passiert. Die würde so schnell nicht wiederkomm­en, dachte ich, denn sie machte sich, nach Opfern Ausschau haltend, von dannen. Ich huschte hinauf in die Wohnung, zog mich um, packte die Tasche und düste los, nachdem ich Pipsi ihr Frühstück serviert hatte. Die böse Überraschu­ng entdeckte ich erst an der ersten Kreuzung: Die arglistige Beamtin war eigens zurückgeko­mmen, um mir um 9.23 Uhr eine Organstraf­verfügung zu verpassen. (ung) pderStanda­rd. at/Steuerfrau

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