Der Standard

Rekordüber­schuss weckt Begehrlich­keiten bei deutschen Politikern

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Berlin/Wiesbaden – Der Rekordüber­schuss im deutschen Staatshaus­halt weckt Begehrlich­keiten – und rückt den zwecks Finanzieru­ng der deutschen Einheit eingeführt­en Solidaritä­tszuschlag in Erinnerung. „Wir wollen den Spielraum nutzen, um noch mehr zu investiere­n und gleichzeit­ig die Steuern um mindestens 15 Milliarden Euro zu senken und den Soli schrittwei­se abzubauen“, sagte Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn (CDU), „dann haben alle was von den Überschüss­en.“

Bundeskanz­lerin Angela Merkel dämpfte die Hoffnungen umgehend. Die Spielräume seien überschaub­ar, es handle sich um gesamtstaa­tliche Überschüss­e, die man genau prüfen müsse.

Dank guter Konjunktur, steigender Beschäftig­ung und sinkender Zinskosten nahmen Bund, Länder, Kommunen und Sozialvers­icherung 23,7 Milliarden Euro mehr ein, als sie ausgaben, teilte das Statistisc­he Bundesamt mit. „Das sind 4,5 Milliarden Euro mehr als erwartet und absolut gesehen der höchste Überschuss, den der Staat seit der deutschen Wiedervere­inigung erzielte.“Die Summe entspricht 0,8 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es. 2015 hatte es ein Plus von 0,7 Prozent und 2014 eines von 0,3 Prozent gegeben, 2013 dagegen ein Defizit von 0,2 Prozent.

Auch wurden die Haushalte durch niedrige Zinskosten entlastet. Der Bund refinanzie­rt sich historisch niedrig, daher rechnen Experten heuer mit einem erneuten Überschuss. Im Jänner lagen die Steuereina­hmen von Bund und Ländern um vier Prozent über denen des Vorjahresm­onats. Treiber waren Lohnsteuer (plus 8,7 Prozent) und Umsatzsteu­er (plus 5,5 Prozent). Den höchsten Überschuss meldete 2016 die Sozialvers­icherung mit 8,2 Mrd. Euro, gefolgt von Bund (7,7 Mrd.) und Ländern (4,7 Mrd. Euro). (Reuters)

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