„Wollen deutsche Marke im Portfolio“
Der Autohersteller Peugeot-Citroën (PSA) wirbt mit einem nahezu verdoppelten Gewinn für die Übernahme von Opel. Konzernchef Tavares versucht die Mitarbeiter zu beruhigen. Auch in Berlin sieht man nun Vorteile.
Es herrscht Aufbruchstimmung in der Pariser PSA-Zentrale an der Avenue de la Grande Armée. Auf der zehnspurigen, zum Triumphbogen führenden Prachtstraße steht am Donnerstagmorgen nicht mehr Napoleons Große Armee, dafür der Autoverkehr. Ein Viertel sind, grob gefühlt, Peugeot- und Citroën-
Modelle. Das freut PSA-Chef Carlos Tavares, der im Gebäudeinneren die Geschäftszahlen für 2016 verkündet und daraus flugs ein Argument für die geplante Übernahme von Opel macht. Der Umsatz ist zwar wegen eines Spartenverkaufs und des Wechselkurses von 54,7 auf 54,0 Mrd. Euro gesunken; dafür ist der Reingewinn um fast 80 Prozent auf 2,1 Milliarden gestiegen. PSA zahlt erstmals seit 2011 wieder eine Dividende – und das nach einer Firmenkrise, die fast im Bankrott endete und zur Entmachtung der Peugeot-Familie führte.
„Wir wollen eine deutsche Marke im Portfolio von PSA haben“, sagt Tavares. Es gebe Länder, die keine französischen, sondern lieber deutsche Marken auf ihre Einkaufslisten setzten. „Deshalb würde Opel für uns eine echte Ergänzung darstellen.“
Der 58-jährige Autoprofi betont mehrmals, der Deal sei noch nicht unter Dach und Fach. Aber genau diesen Eindruck hinterlässt die zweistündige Pressekonferenz. Opels Noch-Besitzer General Motors erwähnt Tavares gar nicht, und statt der Wenn- benützt er meist die Zukunftsform: „Opel wird eine deutsche Marke mit deutschem Engineering bleiben“, sagt er. Immer wieder betont er, wie autonom die deutschen Partner bleiben werden: Um die Wende zu schaffen, die PSA bereits hinter sich hat, werde das OpelManagement den Sanierungsplan zusammen mit den Gewerkschaften selbst erarbeiten. Die PSA-Direktion werde „Methodik, Unterstützung und Maßstäbe“vorgeben. Allen sei klar, dass Opel über die Bücher müsse: „Ein Unternehmen, das seit zehn Jahren rote Zahlen schreibt und jährlich eine Milliarde an Cash verbrennt, kann nicht ewig so weitermachen.“
Synergien heben
Auch die zahlreichen Investoren und Anleger im Saal versichert der PSA-Chef: Bei einem Zusammenschluss mit PSA seien „relativ rasch Synergien möglich.“Nicht zuletzt „dank des hohen Tempos, das ich anstrebe“, sagt Tavares. Opel müsse unbedingt seine „Kosteneffizienz verbesser.
Welche Folgen diese Kostensenkung für die 19.000 Opelaner in Deutschland haben könnte, lässt Tavares offen. Aber er bekräftigt: „Bei PSA hält man sich an Vereinbarungen.“Damit meint er wohl die Beschäftigungsgarantie bis Ende 2018, die er diese Woche den Regierungschefinnen Angela Merkel in Berlin und Theresa May in London gegeben hatte. Gefragt, wie er die deutschen Ingenieure dazu bringen wolle, Opel-Modelle auf Peugeot- oder Citroën-Platt- formen zu bauen, verweist der PSA-Boss auf die bereits bestehenden Kooperationen: „Bei drei gemeinsamen Modellen arbeiten wir sehr konstruktiv zusammen, ohne dass mir Probleme, Spannungen oder Blockaden bekannt wären.“
Auf eine Journalistenfrage nach allfälligen US-Plänen verspricht Tavares generell: „Sobald Opel wieder Licht am Tunnelende sieht, eröffnet sich auch die Möglichkeit, die Exporte über Europa hinaus auszuweiten.“Für genaue Markt- oder Modellpläne sei es allerdings zu früh. Sicher ist der PSA-Chef, dass mit Peugeot, Citroën, Opel und dessen britischen Ableger Vauxhall ein „europäischer Champion“entstehen werde beziehungsweise würde.
Auch die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und ihr französischer Kollege Michel Sapin nannten die „Allianz“von PSA und Opel zur Bildung eines europäischen Global Players am Donnerstag eine „Chance“. Synergiepotenziale müssten allerdings in mehr Wachstum umgesetzt werden, um die Standorte und Jobs langfristig zu sichern, meinten sie bei einem Treffen in Paris. Insofern seien die abgegebenen Beschäftigungsgarantien nur „ein erster Schritt“, fügte Zypries (SPD) an.