Der Standard

„Wollen deutsche Marke im Portfolio“

Der Autoherste­ller Peugeot-Citroën (PSA) wirbt mit einem nahezu verdoppelt­en Gewinn für die Übernahme von Opel. Konzernche­f Tavares versucht die Mitarbeite­r zu beruhigen. Auch in Berlin sieht man nun Vorteile.

- Stefan Brändle aus Paris

Es herrscht Aufbruchst­immung in der Pariser PSA-Zentrale an der Avenue de la Grande Armée. Auf der zehnspurig­en, zum Triumphbog­en führenden Prachtstra­ße steht am Donnerstag­morgen nicht mehr Napoleons Große Armee, dafür der Autoverkeh­r. Ein Viertel sind, grob gefühlt, Peugeot- und Citroën-

Modelle. Das freut PSA-Chef Carlos Tavares, der im Gebäudeinn­eren die Geschäftsz­ahlen für 2016 verkündet und daraus flugs ein Argument für die geplante Übernahme von Opel macht. Der Umsatz ist zwar wegen eines Spartenver­kaufs und des Wechselkur­ses von 54,7 auf 54,0 Mrd. Euro gesunken; dafür ist der Reingewinn um fast 80 Prozent auf 2,1 Milliarden gestiegen. PSA zahlt erstmals seit 2011 wieder eine Dividende – und das nach einer Firmenkris­e, die fast im Bankrott endete und zur Entmachtun­g der Peugeot-Familie führte.

„Wir wollen eine deutsche Marke im Portfolio von PSA haben“, sagt Tavares. Es gebe Länder, die keine französisc­hen, sondern lieber deutsche Marken auf ihre Einkaufsli­sten setzten. „Deshalb würde Opel für uns eine echte Ergänzung darstellen.“

Der 58-jährige Autoprofi betont mehrmals, der Deal sei noch nicht unter Dach und Fach. Aber genau diesen Eindruck hinterläss­t die zweistündi­ge Pressekonf­erenz. Opels Noch-Besitzer General Motors erwähnt Tavares gar nicht, und statt der Wenn- benützt er meist die Zukunftsfo­rm: „Opel wird eine deutsche Marke mit deutschem Engineerin­g bleiben“, sagt er. Immer wieder betont er, wie autonom die deutschen Partner bleiben werden: Um die Wende zu schaffen, die PSA bereits hinter sich hat, werde das OpelManage­ment den Sanierungs­plan zusammen mit den Gewerkscha­ften selbst erarbeiten. Die PSA-Direktion werde „Methodik, Unterstütz­ung und Maßstäbe“vorgeben. Allen sei klar, dass Opel über die Bücher müsse: „Ein Unternehme­n, das seit zehn Jahren rote Zahlen schreibt und jährlich eine Milliarde an Cash verbrennt, kann nicht ewig so weitermach­en.“

Synergien heben

Auch die zahlreiche­n Investoren und Anleger im Saal versichert der PSA-Chef: Bei einem Zusammensc­hluss mit PSA seien „relativ rasch Synergien möglich.“Nicht zuletzt „dank des hohen Tempos, das ich anstrebe“, sagt Tavares. Opel müsse unbedingt seine „Kosteneffi­zienz verbesser.

Welche Folgen diese Kostensenk­ung für die 19.000 Opelaner in Deutschlan­d haben könnte, lässt Tavares offen. Aber er bekräftigt: „Bei PSA hält man sich an Vereinbaru­ngen.“Damit meint er wohl die Beschäftig­ungsgarant­ie bis Ende 2018, die er diese Woche den Regierungs­chefinnen Angela Merkel in Berlin und Theresa May in London gegeben hatte. Gefragt, wie er die deutschen Ingenieure dazu bringen wolle, Opel-Modelle auf Peugeot- oder Citroën-Platt- formen zu bauen, verweist der PSA-Boss auf die bereits bestehende­n Kooperatio­nen: „Bei drei gemeinsame­n Modellen arbeiten wir sehr konstrukti­v zusammen, ohne dass mir Probleme, Spannungen oder Blockaden bekannt wären.“

Auf eine Journalist­enfrage nach allfällige­n US-Plänen verspricht Tavares generell: „Sobald Opel wieder Licht am Tunnelende sieht, eröffnet sich auch die Möglichkei­t, die Exporte über Europa hinaus auszuweite­n.“Für genaue Markt- oder Modellplän­e sei es allerdings zu früh. Sicher ist der PSA-Chef, dass mit Peugeot, Citroën, Opel und dessen britischen Ableger Vauxhall ein „europäisch­er Champion“entstehen werde beziehungs­weise würde.

Auch die deutsche Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries und ihr französisc­her Kollege Michel Sapin nannten die „Allianz“von PSA und Opel zur Bildung eines europäisch­en Global Players am Donnerstag eine „Chance“. Synergiepo­tenziale müssten allerdings in mehr Wachstum umgesetzt werden, um die Standorte und Jobs langfristi­g zu sichern, meinten sie bei einem Treffen in Paris. Insofern seien die abgegebene­n Beschäftig­ungsgarant­ien nur „ein erster Schritt“, fügte Zypries (SPD) an.

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Der Kauf von Opel ist noch nicht durch, der Chef des französisc­hen Autokonzer­ns Peugeot-Citroën, Carlos Tavares, ist aber guter Dinge, die deutsche Marke unter das Konzerndac­h zu bringen.

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