Der Standard

Gelungene Solos und gewagte Choreos

Bei der Art-Vienna-Messe gastieren bis Sonntag 34 Galeristen im Leopold-Museum

- Olga Kronsteine­r

Wien – Sein Debüt als Veranstalt­ungsort einer Kunstmesse gab das Leopold-Museum 2011, als man der Art Austria (bis inklusive 2016) temporären Unterschlu­pf gewährte. Eine Win-win-Situation für alle: für das Museum, das Mieteinnah­men (2016: 170.000 Euro netto) und zusätzlich­e Besucher (ca. 28.000) generierte; für den Veranstalt­er Wolfgang Pelz, der ebenso von der Prominenz der Location profitiert­e wie die Teil- nehmer; für die Kunsthändl­er und Galeristen, die im Tross der regulären Museumsbes­ucher den einen oder anderen Neukunden fanden.

Vergangene­s Jahr entschied sich das Museum, auch aus Termingrün­den, künftig mit einem anderen Veranstalt­er (M.A.C. Hoffmann) zu kooperiere­n, der mit der Art Vienna ein neues Format aus der Taufe hob. Sie versammelt nun erstmals (bis Sonntag) zu ebener Erde und in einem der Untergesch­oße 34 Galeristen und Kunsthändl­er mitsamt deren individuel­lem Programm.

Abweichung­en vom ursprüngli­ch konzipiert­en Fokus auf österreich­ische und internatio­nale Kunst des 19. bis 21. Jahrhunder­ts waren absehbar. Die Zahl nichtöster­reichische­r Aussteller blieb mit sechs eher überschaub­ar, die jedoch am Angebot orientiert ein wichtiges Gegengewic­ht zur Dominanz heimischer Kunst bilden.

Die aus Hannover angereiste Galerie Robert Drees stellt etwa Porträts aller Gattungen in den Mittelpunk­t. Darunter Büsten, für die dem in Barcelona lebenden Gerard Mas wohl Holbein-Damen als Vorbild dienten. Das Gros der Ausstel- ler setzt auf einen Mix verschiede­ner Künstler und teilweise auch Epochen. Den einen gelingt das allerdings besser als anderen.

Gewohnt souverän die Auswahl der Galerie Thoman, bei der Walter Pichlers Schlafende­r (1987) das Interesse Diethard Leopolds weckte. Gewagter fiel die Choreograf­ie der Kunsthändl­er Giese & Schweiger aus, wo Gestisches der gemeinsame Nenner des Aktioniste­n Otto Mühl und der Impression­istin Tina Blau sein will, während Johann-Biedermeie­r-Ranftl und Oswald-Informel-Oberhuber tatsächlic­h harmoniere­n.

Der Rundgang offenbart einige gelungene Solopräsen­tationen, etwa jene zu Rudolf Goessl bei der Galerie Jünger, die retrospekt­iv Triptychen der 1970er-Jahre mit Arbeiten jüngerer Zeit vereint.

Mit leichtem Wiedererke­nnungswert punktet, auch im wahrsten Sinn des Wortes, Other Criteria aus London. Spezialisi­ert auf Editionen, warten hier Arbeiten des Galeriengr­ünders Damien Hirst. Erschwingl­ich jedenfalls.

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Foto: Galerie Robert Drees VonHolbein­inspiriert: „Call Center Lady“(2016) von Gerard Mas.

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