Hummeln lernen Ball spielen
Derartige kognitive Fähigkeiten hatte man den pelzigen Insekten gar nicht zugetraut: Allein durch Beobachten und Nachahmen schafften es Hummeln im Experiment, einen kleinen Ball in ein Ziel zu bugsieren.
London/Wien – Menschenaffen können es, einige Vögel ebenfalls, und auch Meeressäuger sind dazu in der Lage, komplexe Aufgaben mithilfe von fremden Gegenständen zu erfüllen. Dass diese Fähigkeit offenbar auch Insekten besitzen, ist dagegen völlig neu: Einem britischen Wissenschafterteam ist es nun gelungen, Hummeln mit ein bisschen Training dazu zu bringen, Objekte geschickt zu manipulieren, mit denen sie normalerweise nichts zu tun haben.
Bereits frühere Studien konnten belegen, dass die pelzigen Bienenverwandten eine ganze Reihe kognitiv fordernder Tätigkeiten ausführen können. Diese standen allerdings stets mit Aufgaben in Zusammenhang, denen sie sich im herkömmlichen Hummelalltag ohnehin stellen müssen. Olli J. Loukola und sein Team von der Queen Mary University of London animierten die Tiere nun aber zum Ballspielen – und die Hummeln nahmen die Herausforderung bereitwillig an.
„Unser Ziel war es, die kognitiven Grenzen von Hummeln auszuloten, indem wir ihnen unvertraute Objekte gaben, um ein Problem zu lösen, mit dem sie bisher noch nicht zu tun hatten“, erklärt Clint Perry, Koautor der im Fachjournal Science veröffentlichten Studie.
Flexible Ballspieler
Im Rahmen ihres Experiments sollten die Hummeln einen kleinen Ball vom Rand einer Plattform zu einem markierten Bereich bugsieren. Als Belohnung gab es dafür Zuckerwasser. Zunächst fun- gierten künstliche Hummeln als „Lehrer“für eine Trainergruppe.
Diese angelernten Hummeln, die schnell begriffen hatten, wohin sie den Ball schieben müssen, dienten der eigentlichen Versuchsgruppe als Vorbilder. Einer zweiten Gruppe führten die Forscher Bälle vor, die per Magnet ans Ziel bewegt wurden. Eine dritte Partie erhielt als Anschauungsmaterial nur die bereits im markierten Bereich platzierte Kugel.
Erwartungsgemäß gelang es Gruppe eins am schnellsten, den Ball ins Ziel zu bringen, knapp gefolgt von jener Hummelschar, die den Ball zuvor nur wie von Geisterhand bewegt gesehen hatte. Schließlich aber schafften es selbst einige der dritten Gruppe, zu begreifen, wohin sie den Ball platzieren sollten. Überraschend war zudem, dass die Insekten ihre Aufgaben sogar dann problemlos erfüllen konnten, wenn diese verändert wurde, etwa indem die Forscher die Bälle umfärbten.
„Die Tiere kopierten damit nicht bloß, was sie sahen, sondern fanden sogar ganz neue Lösungswege“, meint Loukola. „Das demonstriert eine beeindruckende kognitive Flexibilität.“