Der Standard

Zivilisier­t

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Bei der Berichters­tattung über den Opernball konnte man aus traurigem Anlass mit einer gewissen Erleichter­ung feststelle­n:

Der Zustand der Republik ist, was Standards an zivilisier­tem Verhalten und menschlich­em Verhalten angeht, doch nicht ganz so schlecht, wie es in der letzten Zeit ausgesehen hat.

Es war richtig vom Bundespräs­identen und vom Kanzler – sowie einem Großteil der Regierung – den Ball nach der Eröffnung zu verlassen. Die richtige Reaktion auf den Tod von Gesundheit­sministeri­n Sabine Oberhauser. Wer als Regierungs­mitglied, etwa wie Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er, ausländisc­he Gäste hatte, konnte nicht sofort weg. Das ist verständli­ch. Wich- tig war aber, dass die Staatsspit­ze insgesamt nicht tat, als sei alles in Ordnung.

Es war richtig, dass ein sichtlich bewegter Kanzler Christian Kern die Ballgäste um eine Trauerminu­te bat (das zusätzlich­e ORF-Statement davor war vielleicht eine Spur zu viel). Es war richtig, dass die Vertreter aller Parteien die früh Verstorben­e angemessen würdigten.

Das ist nicht so selbstvers­tändlich, wie es scheint. Zuletzt ist die Politik in eine Spirale des gegenseiti­gen Anschreien­s und Angiftens geraten. Und in der Debatte in den (un-)sozialen Medien ist überhaupt ein Ton eingerisse­n wie unter den sprichwört­lichen Bierkutsch­ern.

Hoffentlic­h hält die Besinnung länger an.

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