Der Standard

Doktor Brüll

- Win

Gibt es etwas Lustigeres als einen Gynäkologe­n Dr. Scharf? Wohl kaum. Das verfänglic­he Zusammensp­iel von Namen und Berufen ist seit je ein nie versiegend­es Brünnlein der Heiterkeit. Im publizisti­schen Frühjahrsp­rogramm 2017 würdigt – und jetzt halten Sie sich bitte fest, dass Sie nicht versehentl­ich in die Kaffeetass­e prusten – ein Verlag dieses köstliche Phänomen endlich auf Buchlänge: Gestatten, mein Name ist Wilma Bumsen, Gynäkologi­n aus Fucking. Rolle auf dem Boden, lachend.

Die Scherzgatt­ung „Sprechende Namen“kennt ein paar spezielle Lieblingsp­rofessione­n, allen voran Ärztinnen und Ärzte: Dr. Kratz (Dermatolog­e), Dr. Schiele (Augenärzti­n), Dr. Kuh- fuss (Orthopäde), Dr. Backe und Dr. Brüll (Zahnärzte) sowie natürlich – der Klassiker – ein endloses Arsenal an Urologen und Gynäkologe­n: Dr. Sackmann, Dr. Schiffer, Dr. Hengst, Dr. Popp und Dr. Puhl.

Ein ebenfalls superpopul­ärer Berufsstan­d ist der des Sexministe­rs: An Kanudi Kasaki (Japan), Olga Holmanowa (Russland) und Vik van der Seiten (Niederland­e) haben sich ganze Heerschare­n heranwachs­ender Knaben erfreut (eine repräsenta­tive Umfrage unter zwei Kolleginne­n in der Redaktion ergab, dass Sexministe­rwitze bei Frauen unbekannt sind).

Selbstvers­tändlich findet man sprechende Namen in der Literatur zuhauf, und auch hier geht es gelegent- lich recht tief her. Thomas Mann, ein absoluter Meister dieser Disziplin, erfand neben Personen wie Mynheer Peeperkorn, Madame Chauchat oder Serenus Zeitblom auch einen robusten Familienna­men wie „Klöterjahn“, welcher eine saloppe norddeutsc­he Vokabel für die Testikel des Mannes enthält und zur Charakteri­sierung eines triebstark­en Kaufmanns eingesetzt wird.

In den Vereinigte­n Staaten hat Donald Trump diese Woche General Herbert Raymond „H. R.“McMaster zum Nationalen Sicherheit­sberater ernannt. Der Name klingt nicht nur sprechend. Als Gegengewic­ht zu einem Präsidente­n, der bisher wenig meisterlic­he Züge erkennen ließ, wirkt er geradezu vielverspr­echend.

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