Der Standard

EU-Länder auf Abschottun­gskurs

Doskozil befürchtet weitere Einschnitt­e im Sozialbere­ich

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Wien – Nach der Kürzung von Familienbe­ihilfen für EU-Ausländer, die der ÖVP vorschwebt, könnte es zu Diskussion­en über weitere Einschnitt­e bei der sozialen Absicherun­g von EU-Bürgern kommen, glaubt Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ).

„Es wird noch weitere Punkte geben, die in diese Richtung gehen“, sagte der Minister in einem Vortrag vor der Konferenz europäisch­er Rechtsanwa­ltskammern in Wien. So könnte überlegt werden, im Fall von EU-Bürgern, die hier arbeiten und deren im Ausland lebende Angehörige bei der Krankenver­sicherung mitversich­ert sind, Leistungen zu kürzen, so Doskozil. Er selbst bevorzuge eine solche Lösung nicht, sagte der Minister auf STANDARD- Nachfrage. Doch gebe es Bestrebung­en in diese Richtung, sagt Doskozil, ohne zu präzisiere­n, von welcher Seite diese Vorstöße kommen.

Die zunehmende Abschottun­g der einzelnen EU-Mitgliedss­taaten wäre vermeidbar gewesen, hätte man rechtzeiti­g Schritte unternomme­n, um die Kaufkraft in den Staaten zu stützen, glaubt Doskozil. Die heutige Situation sei eine Folge falscher Wirtschaft­sund Steuerpoli­tik. Dass internatio­nale Konzerne keine Steuern abführen und nationale Unternehme­n verdrängen, habe erst dazu geführt, dass sich ungarische oder slowakisch­e Arbeitnehm­er in Österreich auf Jobsuche machen müssen – und wiederum hier die Arbeitslos­igkeit erhöhen.

Orbán kritisiert Österreich

Eine Kürzung der Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Kinder würde jedenfalls viele ungarische Familien treffen. Der ungarische Regierungs­chef Viktor Orbán hat deshalb scharfe Kritik an dem Vorhaben geübt. Österreich wolle die EU-Verträge „in kleinen Teilregelu­ngen auf hinterlist­ige Art und Weise Schritt für Schritt verändern“, sagte Orbán laut APA im ungarische­n Radio. Ungarn akzeptiere dies nicht. (sterk)

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