Der Standard

Zehn Portionen Gemüse und Obst täglich wären ideal

Früchte und Grünzeug gelten als sehr gesund. Laut einer neuen Studie, für die fast 100 Untersuchu­ngen analysiert wurden, schützen 800 Gramm täglich am besten vor einem vorzeitige­n Tod. Und weil für manche die Fastenzeit anbricht: Eine Diät, die das Fasten

- Klaus Taschwer

London/Wien – „An apple a day keeps the doctor away“, weiß der englische Volksmund seit ziemlich genau 150 Jahren – zumindest sinngemäß: 1866 tauchte nämlich ein ganz ähnlicher Spruch zum ersten Mal auf: „Eat an apple on going to bed, and you’ll keep the doctor from earning his bread.“

In den letzten Jahren wurde der Spruch von Medizinern und Ernährungs­wissenscha­ftern stark nach oben korrigiert: Nicht eine Portion Obst ist es, die den Arzt fernhält, sondern am besten fünf davon, wobei je nach Frucht schwankt, was als eine Einheit gilt: Eine Banane gilt ebenso als eine Portion wie drei Marillen, ein Glas Orangensaf­t oder 14 Kirschen. Beim mindestens so gesunden Gemüse ist es ähnlich: Zwei Broccolirö­schen zählen als eine Portion, aber auch vier gehäufte Esslöffel Spinat oder drei Selleriest­äbchen.

95 ausgewerte­te Studien

Die neueste Überblicks­studie eines internatio­nalen Forscherte­ams legt in ihren Schlussfol­gerungen nun noch einmal – buchstäbli­ch – nach: Nach den Analysen 95 einschlägi­ger Untersuchu­ngen zum Thema mit insgesamt rund zwei Millionen Teilnehmer­n kamen die Mediziner im Internatio­nal Journal of Epidemiolo­gy zum Schluss, dass zehn Portionen Obst oder Gemüse ideal seien, um von Krebsund Herz-Kreislauf-Erkrankung­en möglichst lange verschont zu bleiben.

Die zehn Portionen würden rund 800 Gramm ergeben, und wer diese Menge Gemüse und/oder Obst zu sich nimmt, hat ein um 24 Prozent verringert­es Risiko, am Herzen zu erkranken. Das Risiko für Schlaganfä­lle sinke um 33 Prozent und jenes für Tumorerkra­nkungen aller Art um 13 Prozent.

Um Krebserkra­nkungen vorzubeuge­n, reichen 600 Gramm; wenn man alle HerzKreisl­auf-Erkrankung­en und Krebsarten zusammenni­mmt, wären 800 am gesündeste­n. Insgesamt sinke bei dieser Menge die Wahrschein­lichkeit, vorzeitig zu sterben, um 31 Prozent.

Aber auch ein Viertel dieser Menge hat laut der neuen Überblicks­studie unter der Leitung von Dagfinn Aune (Imperial College of London) positive Auswirkung­en auf die Gesundheit: Mit 200 Gramm Gemüse und Obst täglich lassen sich die jeweiligen Risiken um acht Prozent (Herz), 16 Prozent (Schlaganfa­ll) und drei Prozent (Krebs) ein bisschen reduzieren.

Da es sich um eine Metastudie handelt, sind einige andere Variablen freilich nicht ganz auszuschli­eßen: Womöglich trinken Obstund Gemüseesse­r auch weniger Alkohol, rauchen weniger und bewegen sich mehr. Dazu kommt noch die Verdienstf­rage: Täglich frisches Obst und Gemüse muss man sich das ganze Jahr über auch erst einmal leisten können.

Fünf Tage Pseudofast­en

All jene, die in den nächsten Wochen überhaupt ein wenig fasten wollen, dürften ihrem Körper im Normalfall etwas Gutes tun. Eine Alternativ­e dazu ist eine Diät, die das Fasten gleichsam nachahmt und die vom Biochemike­r Valter Longo (University of Southern California in Los Angeles) mit Kollegen entwickelt wurde.

Diese Methode sieht vor, bis auf wenige Tage im Monat ganz normal zu essen. Nur an fünf Tagen hintereina­nder gibt es dann eine „Diät“, die aus speziellen Chips, Energierie­geln und Suppen besteht und auf 700 bis 1100 Kalorien pro Tag beschränkt ist. Diese speziellen Lebensmitt­el sind reich an ungesättig­ten Fetten, enthalten aber nur wenig Kohlehydra­te und Proteine.

Wie Longo vor zwei Jahren berichtete, hatte diese Diät positive Auswirkung auf die Lebenserwa­rtung von Mäusen, indem sie unter anderem deren Blutzucker und Tumorraten deutlich senkte. Nun hat das Team um Longo eine erste Studie mit 71 menschlich­en Probanden durchgefüh­rt, die sich drei Monate an die Diät hielten.

Verglichen mit einer Kontrollgr­uppe, die normal weiteraß, verloren die Fünf-Tage-Pseudofast­er im Schnitt 2,6 Kilogramm und hatten niedrigere­n Blutdruck, berichtet Longo im Fachblatt Science Translatio­nal Medicine. Ob und wie sich das auf die Lebenserwa­rtung auswirkt, müssen längerfris­tige Studien freilich erst noch zeigen.

 ?? Foto: APA ?? Laut der bisher umfangreic­hsten Metastudie zum Thema kann man von Obst und Gemüse eigentlich kaum zu viel essen, um Krebsund Herz-KreislaufE­rkrankunge­n vorzubeuge­n.
Foto: APA Laut der bisher umfangreic­hsten Metastudie zum Thema kann man von Obst und Gemüse eigentlich kaum zu viel essen, um Krebsund Herz-KreislaufE­rkrankunge­n vorzubeuge­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria