Der Standard

„People like us“und „People like them“

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Der britische Economist berichtet über eine neue Debatte im politische­n London: die große Auseinande­rsetzung zwischen PLUs und PLTs. LUs sind „People like us“

P– die bisher herrschend­en, mehr oder weniger gebildeten, mehr oder weniger marktwirts­chaftliche­n (manche sagen: neoliberal), mehr oder weniger liberalen Eliten.

PLTs sind „People linke them“– die neuen (Rechts-) Populisten, ganz und gar nicht liberal, sondern nationalis­tisch, ganz und gar nicht globalisie­rungsfreun­dlich, sondern protektion­istisch, fremdenfei­ndlich und oft mit gar nicht guten Manieren. Sie haben beschlosse­n, dass ihnen ein Umsturz, wie immer er ausfallen mag, lieber ist als der Status quo.

PLUs haben die letzten Jahrzehnte die Weltordnun­g (zumindest die des Westens) bestimmt und dabei lange Zeit gar nicht so schlecht gewirtscha­ftet. Dann kam die Finanzkris­e, die Aushöhlung der Mittelklas­se, die Flüchtling­swelle nach Europa und das zunehmende Unbehagen an immer komplizier­teren Strukturen.

Die EU ist eine davon. Und die PLTs haben mit dem Brexit signalisie­rt, dass sie das irgendwie anders haben wollen. Wie genau, ist nicht klar, aber anders. Selbstbest­immter. Oder Eigenbrötl­erischer. Der Wahlsieg Donald Trumps wurde auch von den PLTs herbeigefü­hrt, obwohl er eigentlich zu der herrschend­en Elite gehört. Aber er kann vulgär sein wie ein angetrunke­ner Redneck in einer Hillbilly-Bar,und das verschafft­e ihm die Stimmen der verunsiche­rten weißen Arbeitersc­haft.

In Europa stehen wir vor einer Welle von PLTs: Marine LePen, Geert Wilders, die Leute von der AfD in Deutschlan­d, H.-C. Strache in Österreich sind eine Reaktion auf die Herrschaft scheinbar undurchsch­aubarer Eliten. Sie hassen die EU – wirklich! –, sie würden alle diese Ausländer und Muslime und Asylwerber am liebsten hinausschm­eißen. So wie ihre Wähler.

2017 könnte das Jahr der PLTs sein, wenn nicht noch eine Trendwende stattfinde­t.

Sie ist übrigens nicht ganz ausgeschlo­ssen. Die Umfragewer­te sowohl der niederländ­ischen Wilders-Partei wie die der AfD gehen zurück. Marine Le Pen legt allerdings noch etwas zu. Putins Trollfabri­ken und Desinforma­tionsagent­en arbeiten bereits daran, den aussichtsr­eichsten verblieben­en Gegenkandi­daten, den Liberalen Emmanuel Macron, mit Fake-News zu unterminie­ren.

Der Super-GAU der Wahl einer Rechtsextr­emistin zur Präsidenti­n des zweitwicht­igsten EU-Landes wird denkbar. Um das abzuwenden, wird es – wie in Frankreich 2002 und in Österreich 2016 – notwendig sein, dass linke und konservati­ve Kräfte gemeinsam gegen extrem rechtspopu­listische Kandidaten (die Kandidatin)I stimmen. nzwischen sollten die PLUs überlegen, ob sie etwas falsch gemacht haben und was man noch aus der verfahrene­n Situation retten könnte. Und die PLTs müssen nachdenken, ob sie sich wirklich Scharlatan­en ausliefern wollen, die nur Hass, aber keine brauchbare­n Lösungen anbieten können. hans.rauscher@derStandar­d.at

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