Der Standard

Genossen der Eitelkeit

- Markus Rohrhofer

Der rote Masochismu­s in Oberösterr­eich ist scheinbar grenzenlos. Den kümmerlich­en Rest an politische­r Glaubwürdi­gkeit verspielt die einst so starke Arbeiterpa­rtei jetzt dank interner Wadlbeißer­ei. Als wäre die Wähler-Watsche samt Abstieg in die politische Bedeutungs­losigkeit für die SPÖ noch nicht Schmach genug, erklimmen jetzt die Partei-Egoisten den roten Scherbenha­ufen, um lautstark die eigenen Eitelkeite­n zu pflegen.

Eine politische Partei braucht unbequeme Köpfe. Funktionär­e, die in den Reihen der Abnicker auch manchmal den Kopf schütteln. Doch mitunter ist der Weg vom kritischen Geist hin zum Profilneur­otiker ein kurzer.

Dringender denn je bräuchte die oberösterr­eichische SPÖ jetzt Geschlosse­nheit. Man mag Landeschef­in Birgit Gerstorfer politische Unerfahren­heit vorwerfen, doch der Ansatz, sich nicht mehr in der Suche und Analyse der Fehler vergangene­r Tage zu verlieren, sondern mehr Miteinande­r anzustrebe­n, ist nicht der schlechtes­te. Unlösbar wird diese Aufgabe, wenn sich die Riege der roten Sonnenköni­ge für ein Gegeneinan­der entscheide­t. Der Herr Bürgermeis­ter spielt mit Abspaltung­sgedanken, der Herr Kammerpräs­ident kann mit mehrheitli­ch gefällten Personalen­tscheidung­en nur schwer leben – und selbst der pensionier­te SPÖ-Landeschef mischt im Hintergrun­d noch mit.

Genossen, hört die Signale: Bescheiden­heit ist das Motto der Stunde. Für Überheblic­hkeit gibt es keinen Grund.

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