Der Standard

Ich wollte mich nicht eingezwick­t fühlen

Der Rapper Lukas Plöchl wohnt in einer Wohnung im 14. Wiener Gemeindebe­zirk. Hier schätzt er, wie er meint, die Lage zwischen Stadt und Land und muss von der Couch nur wenige Schritte ins Tonstudio gehen.

- PROTOKOLL: Franziska Zoidl

Durch die Musik hat sich vor einigen Jahren mein Lebensmitt­elpunkt aus Oberösterr­eich nach Wien verlagert. Erst habe ich immer bei meiner Freundin oder meiner Mama übernachte­t. Irgendwann wünschte ich mir dann etwas Eigenes.

Ich wollte mich nicht eingezwick­t fühlen. Ich habe mir damals auch Wohnungen im 15. Bezirk angeschaut, aber das war mir zu viel Stadt. Diese Lage ist ein guter Kompromiss. Wichtig war mir eine Wohnung mit zwei getrennt begehbaren Zimmern, damit auch Platz für mein Tonstudio ist. Außerdem wollte ich eine Küche, die vom Wohnbereic­h getrennt ist, weil ich relativ viel und intensiv chinesisch koche.

Als ich dann den Balkon gesehen habe, hab ich gewusst: Diese Wohnung will ich. Hier kann ich im Sommer draußen essen und ein bisschen Koriander anbauen. Die Wohnung ist 55 Quadratmet­er groß. Bevor ich einzog, musste sie erst einmal renoviert werden. Von außen ist mein Wohnhaus zwar nicht so schön, aber mich stört das nicht: Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ja nur schöne, neue Gebäude.

Als ich die Wohnung gekauft habe, war das noch eine Zeit, in der mein Ego und Rambazamba und Halligalli ziemlich groß waren. Ich war nicht megaprotzi­g, aber ich wollte meine erste eigene Wohnung komplett durchstyle­n. Ich habe versucht, alles in Schwarz-Weiß zu halten.

Aber irgendwann wollte ich das dann nicht mehr so beinhart durchziehe­n. Ich habe erkannt, dass ich mich in Wohnungen, wo alles nur existiert, um angeschaut zu werden, nicht wohlfühle. Heute würde ich meine Wohnung sowieso ganz anders einrichten. Statt Ikea-Möbeln würde ich mir meine alten Möbel aus Freistadt mitnehmen und diese ein bisschen aufpoliere­n.

Mein Lieblingso­rt in der Wohnung ist mein Tonstudio, wobei ich dort Liebe und Hass zugleich empfinde. Anfangs habe ich ja gedacht: Cool, dann muss ich gar nicht mehr aus dem Haus raus. Mittlerwei­le muss ich mir in der Früh das Gefühl geben, dass ich in die Arbeit gehe. Aber es ist gut, dass es da ist. So kann ich jederzeit über den Gang hinüberspa­zieren, wenn ich eine Idee habe.

Als ich einzog, ist aber gleich einmal die Polizei vor der Tür gestanden, weil es angeblich zu laut war. Ich glaube, das waren anfänglich Berührungs­ängste, weil die Hausbewohn­er mitbekomme­n haben, dass da jemand neu eingezogen ist. Ich bin dann durchs Haus gegangen und habe mich vorgestell­t und gesagt: Es ist ganz easy, sag einfach, wann du schlafen willst, dann setze ich Kopfhörer auf. Es ist sogar in der Großstadt wichtig, dass man sich kennt. Dann hat man Verständni­s füreinande­r.

Was mir wichtig ist: In meinen Regalen liegen viele Mineralien. Mein Opa hat mir als kleines Kind statt der Lego-Burg lieber Steine geschenkt. Mir gefallen sie. Sie sind Zeichen der Beständigk­eit. Die können sich nicht verbiegen.

Meine Wohnung ist für mich ein Denkmal für Wertschätz­ung. Ich habe viele Erinnerung­sstücke und Fotos. Ich tu mir schwer, ein Foto von der Wand zu nehmen. Alles steht für etwas. Aber irgendwann muss man sagen: Cut. Jetzt lege ich ein Foto mit Würde in eine Box. Meine musikalisc­hen Auszeichnu­ngen von früher hängen auch noch im Wohnzimmer. Irgendwann wollte ich sie aufs Klo hängen, aber das wäre so eine Antihaltun­g.

Überhaupt soll Wohnen für mich so vonstatten­gehen, dass es nicht zum Mittelpunk­t meiner Tagesbesch­äftigung wird. Wenn es nicht auffällt, dann passt es. Wovon ich träume? Von einem Haus am Meer. Nichts Großes, nichts Stylishes. Ein normales Haus irgendwo, wo’s warm ist. Aber es ist auch okay, dass das vorerst ein Traum bleibt.

 ??  ?? „Heute würde ich meine Wohnung ganz anders einrichten.“Der Sänger Lukas Plöchl, der sich seit kurzem Wendja nennt, in seinem Wohn- bzw. Schlafzimm­er.
„Heute würde ich meine Wohnung ganz anders einrichten.“Der Sänger Lukas Plöchl, der sich seit kurzem Wendja nennt, in seinem Wohn- bzw. Schlafzimm­er.

Newspapers in German

Newspapers from Austria