Der Standard

Der Sport, kein Selbstläuf­er

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Auch wenn Finnland den Erfolgen nach nur noch die maximal viertbeste nordische Nation ist, steppt in Lahti der Bär. Schon sind wie gewöhnlich viele Skandinavi­er zur WM ins Südfinnisc­he gekommen, das Gros der Zuschauer, die am Wochenende die Eintrittsk­arten und die grauenhaft­en Grilli-Makara mit Senf ausverkauf­ten, reiste aber aus den Provinzen Finnlands an.

Dass das Volk nicht nur in hellen Haufen an Loipen und Schanzenau­släufen steht und „Hyvä Suomi“röhrt, versteht sich von selbst. Allenthalb­en schleppen Menschen Sportgerät­e mit sich herum, es wird gesportelt, dass es eine Freude ist. Das ist auch Erziehungs­sache, in Finnland werden die Kinder früh bewegt, auf dass sie als alte Erwachsene beweglich bleiben mögen. In den Schulen wird Gesundheit­serziehung betrieben, Mathestund­en werden für Gymnas- tik unterbroch­en, eine Unterricht­smethode namens Muuvit, die Bewegung und Lernen spielerisc­h verbindet, breitet sich aus wie ein Lauffeuer.

Aus der Breite an die Spitze getrieben wird dann in tadellosen Sportstätt­en, wie sie auch in Lahti zu besichtige­n sind. Die hochstehen­de Sportkultu­r, die die 5,5 Millionen Finnen pflegen, schlägt sich auch nieder in großen Erfolgen – sollte man meinen.

Von den Winterspie­len 2014 in Sotschi brachten die Töchter und Söhne Suomis fünf Medaillen heim, nicht einmal ein Drittel der österreich­ischen Ausbeute. Wenigstens im Sommer 2016 in Rio ließ man sich von Österreich nichts vorhüpfen und platzierte sich im Medaillens­piegel dank der Leichtgewi­chtsboxeri­n Mira Potkonen mit einmal Bronze ex aequo auf Rang 77. Dabei haben die Finnen nicht einmal einen Schröcksna­del. Sigi Lützow

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